Donnerstag, 8. Juni 2006

Der Prinz und das Keks

Schon im zarten Alter von fünf Jahren liebte meine Wenigkeit (auch Hochwohlgeboren genannt) Süßzeugs aller Art. Meine Augen begannen genau dann zu leuchten, wenn es Germknödel, Palatschinken, Marillenknödel, Kaiserschmarrn, Zwetschkenknödel, Salzburger Nockerln, Erdbeerknödel, Rhabarberkuchen, Topfenknödel, Apfelstrudel, Nougatknödel, Mohr im Hemd, Erdbeeren mit Schlagobers (Schlachsahne, Anm. f. unsere piefkinesischen Nachbarn), Sachertorte, Eis, Schokolade und Kekse gab.

Kekse. Standesgemäß stand ich es mir besonders auf eine ganz spezielle Kekssorte, eine Kekssorte, bei der eine dünne Schichte Schokolade zwischen zwei Kekshälften verpreßt und als Bindemittel genutzt wird, was mich stets dazu verleitete, eine Kekshälfte abzuheben, die sich darunter befindliche Schokoladeschichte mit den Fingernägeln herauszupopeln und als Aperitiv zu vertilgen, um hernach die beiden Kekshälften nachzuwerfen. Ich spreche von den Prinzenrollenkeksen von de Beukelaer.

Nun übten diese Kekse nicht nur einen kulinarischen Reiz auf mich aus, nein, ich betrachtete auch stets mit der einem Kleinkind innewohnenden kleinkindlichen Neugierde das jene umhüllende Verpackungsmaterial, auf welchem gar wundervolle Bilder der nachfolgend dargestellten Art affichiert waren (das Wort affichieren kannte ich im zarten Alter von fünf Jahren natürlich noch nicht und selbst bis heute meinte ich, das Wort hiesse achiffieren):



Der Prinz, der auf dem Keks tanzt also. Eine Prinzenrollenkeksnutzungsvariante, die meinen kleinkindlichen Erfahrungsdrang auf eine Weise weckte, die mich hochkreativ, also von selbst und ohne Anleitung durch die Erziehungsberechtigten beschließen ließ, es dem Prinzen gleichzutun und ebenfalls ein Tänzchen zu wagen. Ich schlich in die Küche, plünderte das Prinzenrollenkeksdepot, öffnete im Kinderzimmer eine Packung, legte einige der Kekse auf den Fußboden und begann wie wild darauf herumzuhopsen, bis der eben erwähnte Fußboden von Bröseln übersäht war und meine Hausschuhunterseiten solcherart von Schokolade verklebt waren, daß jeder Schritt mit diesen ein schnalzendes Geräusch nach sich zog.

Heissa, war das lustig. Ich verstehe allerdings bis heute nicht, warum Muttern von meiner Baletteinlage nicht begeistert schien (sie murmelte etwas von in Afrika sterbenden Kindern, die diese Kekse gerne gegessen hätten), denn schließlich befolgte ich lediglich die mit dem Produkt mitgelieferte Bedienungsanleitung. Ja es ist schwer, als Kind zugleich die Erwartungshaltung der Lebensmittelindustrie und der Eltern zu befriedigen.

Dienstag, 6. Juni 2006

Kindheitsleichtgläubigkeit

Kinder sind leicht zu beeinflussende Geschöpfe, was unter anderem darin begründet ist, daß deren Gehirne noch nicht so sehr mit Wissen und Erfahrung vollgestopft sind wie jene unsereiner, sodaß jegliche neue Information bar jeder Möglichkeit, diese mangels Vergleichbarkeit auf Plausibilität zu prüfen, wie ein saugender Schwamm auf- und angenommen wird. Nur so ist zu erklären, daß Kinder an Weihnachtsmänner, das Christkind, Kinder bringende Störche, Osterhasen, Schneewittchen und das Gute im Menschen glauben.

Nun war auch ich dereinst ein Kind (manche unter Ihnen werden sich jetzt denken, ja, das ist er immer noch), und als solches unterlag auch ich dem Einfluß erfundener Geschichten, die ich als wißbegieriger kleiner Junge selbstverständlich stets für bare Münze nahm, was mein kärgliches Taschengeld jedoch nur unmerklich aufbesserte. So kam es, daß ich damals (als ich sehr sehr jung war und noch Haare hatte) mit meinem Vater in unserem knallgelben Auto durch die Straßen fuhr, als ein leichter Nieselregen einzusetzen beliebte, der dazu führte, daß die auf der Straße stolzierenden Damen begannen, ihre Schirme aufzuspannen, während die Herren der Schöpfung weiterhin ihren Kopf unbeirrt durch die Gegend trugen und die Laune der Natur ignorierten.

Eine Beobachtung, die mich stutzig machte, und so beging ich den verhängnisvollen Fehler, meinen Vater diesbezüglich um Rat zu fragen: Du Papa? Sag mal, warum haben die Frauen da draussen Schirme und die Männer nicht? Vater veränderte keine Miene seines ernsten Gesichtsausdruckes und dozierte: Weißt du, das kommt daher, daß Frauen eine extrem empfindliche Kopfhaut haben, die unter allen Umständen vor herabfallenden Regentropfen geschützt werden muß, während Männern das nichts ausmacht. Das sind ja schließlich Männer.

Ich muß an dieser Stelle gestehen, daß ich diese Erklärung bis in ein Alter von etwa 12 Jahren für richtig hielt. Erst dann kamen mir erste Zweifel, obwohl ich auch heute noch im Falle eines Regenfalles reflexartig meinen Schirm zücke, um diesen der im jeweiligen Regeneintrittsfall neben mir einherschreitenden Dame anzudienen. Ein Umstand, der mir oftmals den Titel Gentleman eingebracht hat, ein Vorwurf, den ich jedoch striktest von mir weisen möchte, denn Regen löst bei mir aufgrund der eben erwähnten Kindheitserinnerungen einfach nur meinen beschützenden Mutterinstinkt aus.

Welche Geschichten, die Sie bis ins hohe Alter für wahr gehalten haben, wurden Ihnen denn erzählt?

Mittwoch, 31. Mai 2006

Fahrzeuginnenraumrauchverbot

Jüngste Bestrebungen der Lungenfachärzteschaft sind dahingehend, daß jene anläßlich des weltweiten Nichtrauchertages auf den österreichischen Gesetzgeber solcherart einzuwirken bestrebt sind, daß dieser das Rauchen von Rauchwaren aller Art in Pkw-Innenräumen (gibt es eigentlich Pkw-Außenräume?) unter Strafe stellt, zumindest in den Fällen, in denen Kinder an Board sind (Quelle: ORF).

Mit der selbstgerechten Intoleranz eines militanten Nichtrauchers unterstütze ich militanter Nichtraucher derartige Begehren natürlich, möchte jedoch in den Innenraum stellen, daß es heutzutage doch gerade die Kinder sind, die den Erwachsenen beim Rauchen ein schlechtes Vorbild sind, wobei ich natürlich nicht umhin kann, diesfalls den nichtrauchenden Fahrer zum schützenswerten Objekt zu erklären, sodaß die Forderungen der Lungenfachärzte jedenfalls in Ordnung gehen.

Grundsätzlich stellt sich dazu jedoch die Frage, ob diese Forderung auch für den Fall des Cabriofahrens mit offenem Verdeck gelten soll, eine Frage, die ich aus prinzipiellen Gründen mit ja beantworten würde, denn als selbstgerechter, intoleranter und militanter Nichtraucher bin ich ja sowieso für ein Rauchverbot sowohl in Fahrzeuginnenräumen wie auch den diese umgebenden Außenräumen. Da der Übergang bei offenen Cabrios bekanntermaßen ein fließender (bei höheren Geschwindigkeiten sogar ein zugiger) ist, gäbe es dann keine langwierigen Diskussionen mit dem das Fahrzeug aufhaltenden und Glimmstengel kontrollierenden Exekutivwachebeamten. Zwecks Durchsetzbarkeit der Forderungen sei an dieser Stelle jedoch die Lungenfachärzteschaft ihrerseites aufgefordert, in Sachen "Rauchverbot in offenen Cabrios" für entsprechende argumentative Aufrüstung zu sorgen.

Eine einzige Ausnahme erbitte ich vom Gesetzgeber. Pfeife rauchen in einem mit Ledersitzen bestückten Jaguar soll auch zukünftig straffrei bleiben, denn das einst tun zu können ist mein erklärtes Lebensziel. Hierbei handelt es sich nämlich keinesfalls um ein gesundheitsgefährdendes Suchtverhalten sondern um eine Stilfrage.

Mittwoch, 24. Mai 2006

Wiener Gebotsvermehrung

Bewohner Wiens, der Hauptstadt der Bürokratie, der verbeamteten Prozesse und dem allgegenwärtigen "Vurschrift is Vurschrift" als in typisch grantigem Wiener Idiom gehaltener Entgegnung auf Änderungswünsche aller Art, lieben ihre Regeln und Anweisungen, selbst wenn diese so sinnlos sind, daß jene mit einem "mia is wuascht" übergangen werden, selbstverständlich aus dem Selbstverständnis heraus, daß dieses Hinwegsetzen über unsinnig erscheinende Vorschriften nur für einen selbst, niemals jedoch für ebenfalls an der Sinnhaftigkeit zweifelnde Mitbürger gilt. So kommt es, daß der Wiener einen Parkplatz auf einem Schutzweg beanspruchend, einen solches ebenfalls tuenden Mitbürger mittels verbaler Injurien - nämlich des dem Wiener Unterschichtproletariats entnommen Sprachschatzes - zum Teufel wünscht. Ebenfalls kann es zu unschönen Szenen kommen, wenn der Wiener seinen mitten auf einen Bürgersteig sich entleeren lassenden Hund einen Hundehalter dabei beobachtet, seinem Flohspeicher ein ähnlich unziemliches Verhalten durchgehen zu lassen.

Nun ist der Wiener an sich auch ein gottesfürchtiger Mensch, was kombiniert mit der Tatsache, daß dieser obrigkeitsgläubig und vorschriftenliebend ist, der Kirche ein reiches und leicht zu beackerndes Betätigungsfeld gibt. So sind die 10 Gebote Gewohnheitsrecht geworden und ebenso einzuhalten wie die Betriebsordnung für die mit Pferden und Kraftfahrzeugen betriebenen Platzfuhrwerksgewerbe sowie das mit Personenkraftwagen betriebene Mietwagen-Gewerbe in Wien oder die Verhältnis- und Höchstzahl der für das mit Kraftfahrzeugen betriebene Platzfuhrwerksgewerbe zuzulassenden Kraftfahrzeuge in Wien.

Diesen Umstand schamlos ausnützend erweitern Wiener Kirchen die 10 Gebote laufend um weitere Gebote, die den Kirchgehern im Rahmen der über sie hereinbrechenden Predigten über deren sündhaftes Verhalten verbal und nonverbal dargelegt werden, auf daß diese sich daran halten und so dereinst ewiges Leben an der Seite des Himmelvaters erhaschen mögen.

Zwei Hinweise, die man - um ein sündhaftes und lasterhaftes Leben zu vermeiden - unbedingt beherzigen sollte, sind im Nachfolgenden dargestellt. In diesem Falle stammen jene aus der Karlskirche zu Wien, die erstaunlicherweise auf dem Karlsplatz vorzufinden ist und noch erstaunlichererweise dem heiligen Karl gewidmet ist. Wie leicht sichtbar ist, zielen die neuen Vorschriften darauf ab, den Bewegungsapparat und die Stimmbänder zu schonen.



Halten Sie still, schreien Sie nicht und tun Sie Buße falls doch.

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