Freitag, 10. März 2006

Schuppen auf den Augen

Es gibt Momente, in denen ich mich bemüßigt fühle, eine Worthülse anzubringen, die mir zwar dem Sinn nach verständlich ist - in dem Sinne, daß ich zu wissen glaube, was ich damit sagen will - deren grundlegender Sinn mir jedoch bis heute verborgen blieb. Diese Phrase lautet

Es fiel mir wie Schuppen von den Augen.

Als stets nach Antworten auf die letzten Fragen der Menschheit Suchender, der endlich wissen wollte, was man sich unter diesem Ausdruck eigentlich bildlich gesprochen vorzustellen habe, wandte ich mich rätselnd an jemanden, der prinzipiell immer recht hat, der ergo dessen jemand sein muß, der alles weiß - Frau Idoru. Frau Idoru wie immer um keine (respektive wie nie um eine) Antwort verlegen warf mir umgehend ein Quellenverweis-Häppchen zu und zog sich damit auf den erklärenden Standpunkt zurück, hierbei handle es sich eben um ein Bibelzitat. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Warum hatte ich nicht gleich daran gedacht, stammen doch alle Zitate dieser Welt entweder aus Goethes Faust Teil 1-8 oder aus der Bibel.

Die Bibel also. Das meistverstaubte Buch aller Hotelzimmer dieser Erde. Ich setzte meine letztmalig beim Parkettbodenschleifen in Verwendung gestanden habende Atemschutzmaske auf, schaltete meinen 5.000 Watt Staubsauger ein und befreite das Buch der Bücher, welches ich nach intensiver Suche im hintersten Winkerl meines Bücherschrankes wiederentdeckte, von seiner pelzigen Ummantelung. Ich blätterte Seite um Seite um, um schließlich bei Seite 1224 in der Apostelgeschichte angelangt tatsächlich fündig zu werden. Dort heißt es zunächst über Saulus, der Jesus nicht mochte und daher von diesem gerügt wurde:

Saulus erhob sich vom Boden. Als er aber die Augen öffnete, sah er nichts. [...] Und er war drei Tage blind, und er aß nicht und trank nicht. (9, 8-9)

Da jedoch in der Bibel nach dem Vorbild guter Hollywoodfilme spannende Geschichten immer positiv ausgehen, erscheint in weiterer Folge ein Herr Hananias einem Deus ex Machina gleich, legt seine Hände auf des Saulus Kopf, spricht eine Zauberformel und siehe da:

Sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er sah wieder; er stand auf und ließ sich taufen. Und nachdem er etwas gegessen hatte, kam er wieder zu Kräften. (9, 18-19)

Ja klar. Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er heute noch. Man kennt das von Schneewittchen, Hänsel und Gretel, Rotkäppchen und Frau Holle. (Saulus ist übrigens das erste Beispiel für eine Lautverschiebung, denn kurz nachdem seine Schuppen abgefallen sind und er gegessen hatte, hieß er ja Paulus).

Die Bibel ist zwar unfehlbar, also muß dieses Zitat wohl seine Richtigkeit haben, nichtsdestotrotz kommen an dieser Stelle die Rolling Stones ins Spiel, die dem Anlaß entsprechend "I can't get no satisfaction" zum besten geben, denn verstanden hab ich immer noch nicht, was denn da genau von den Augen abfällt. Ich nervte daher Frau Idoru ein weiteres mal und bekam die folgende genervte Antwort:

Keine Ahnung. Waren die vielleicht Fischer und haben beim entschuppen immer Schuppen in die Augen bekommen und waren froh, wenn die Dinger endlich draußen waren? Was weiß denn ich.....

"Was weiß denn ich ..." - ein wunderbares Zitat aus ihrem Munde, das symptomatisch für diesen Beitrag ist und diesen zugleich als Erkenntnis abschließt. Zweckdienliche Hinweise, die zu einer Klärung des Sachverhaltes führen könnten, sind natürlich trotzdem jederzeit herzlich willkommen.

Montag, 6. März 2006

Voll die Matrix

Die Matrix ist ein Film, der durch besondere Special Effects besticht. Mir persönlich gefällt er ja nicht so gut, aber um persönliche Präferenzen geht es in diesem Beitrag nicht. Interessant ist die Handlung, die uns weismachen möchte, daß es zwei verschiedene Welten gibt, sodaß die Welt, die wir wahrnehmen, nur ein Teil der Realität ist, während uns die Parallelwelt in den allermeisten Fällen verborgen bleibt.

Nachdem dieser Film im Kino abgecasht hat, soweit es ein geschicktes Marketing verstand, entsprechend viele Konsumenten zum Gang ins Kino zu motivieren, wurde er - wie in derartigen Fällen üblich - als DVD aufgelegt, um so nocheinmal eine schöne Stange Geld zu lukrieren.

Tausende von Filmfans wirken diesem Ansinnen der Filmindustrie entgegen und beginnen, sobald sie einer DVD habhaft werden, diese auf ihren Computern zu kopieren. So auch die Matrix. Doch während normale Filme keinen wirklichen Widerstand entgegenzusetzen imstande sind, scheiterten Matrixkopierer bisher daran, eine Doppel-Layer-Original-DVD auf eine handelsübliche Single-Layer-DVD brennen zu müssen. Doch nun gibt es endlich Abhilfe. Endlich gibt es auch für den Heimgebrauch Double-Layer-DVD-Brenner.

Wieso, warum und weshalb, fragen Sie sich? Wenn Sie mitgedacht hätten, sollte es Ihnen wie Schuppen von den Augen fallen: Bei dem Brennvorgang auf Single-Layer-DVD geht natürlich ein wesentlicher Teil des Films verloren - die Parallelwelt. Matrix auf DVD kopiert hieß bisher, Sie erfahren wieder nur von unserer Welt, in der wir alle leben. Diesfalls macht es also wenig Sinn, den kopierten Film anzusehen, sie können daher die DVD unmittelbar nach dem Brennvorgang in ihrem Bene Rundordner entsorgen.

Nur eine Double-Layer-DVD kann beide Welten darstellen, und nun macht es auch endlich Sinn, die Matrix zu kopieren. Selbst dann, wenn Ihnen der Film - so wie mir - gar nicht gefällt.

Mittwoch, 1. März 2006

True love waits

Verläßt man Wien per Automobil Richtung Norden, so stößt man recht schnell an eine Grenze, nämlich sie tschechisch-österreichische. An dieser ändert sich das Ortsbild der ländlichen Ortschaften schlagartig, denn während die Dörfer in Österreich kleine und beschauliche Nester sind, deren Häuser einen verschlafenen Anblick machen (mattes Licht hinter dunklen Fenstern oder gleich die Rollläden herunten), ist der vorherrschende Eindruck in den grenznahen Orten Tschechiens ein durchaus vitaler, repräsentiert durch die Signalfarbe rot. Rote Lichter hinter den Fenstern von zwei Dritteln aller Häuser zeigen den Sparsamen unter den Österreichern, daß sie am Ziel ihrer Reise angelangt sind, denn hier bekommen sie für ein paar Euro weniger das, wofür sie in ihrer Heimat auch bezahlen müßten um es überhaupt zu bekommen.

Fährt man an der endlosen Reihe einschlägiger Etablissements vorbei, kommt man natürlich nicht umhin, sich so seine Gedanken zu machen, und so kreisen die Assoziationen um Faszination, Ablehnung, Lust, Moral, Doppelmoral, Dreifachmoral, Phantasien und Goldgräberstimmung. Und so geschah es, daß aufgrund irgendeines Assoziationshoppalas auch der Begriff "True love waits" durch den automobilen Innenraum schwirrte, der Überbegriff für jene christliche Jugendbewegung, deren Proponenten der Meinung sind, sie sollten sich im ersten Drittel ihres Lebens einiges entgehen lassen und enthaltsam bis zur Hochzeit bleiben.

Die am Brainstorming beteiligten Reisenden kamen zu dem übereinstimmenden Entschluß, daß das jedenfalls nichts für sie ist und schmiedeten stattdessen eine Geschäftsidee. Offenbar ist nämlich knapp nach der Staatsgrenze tatsächlich noch das große Geld zu holen, etwas was in chronischer Ermangelung dessen zu der Überlegung führte, selbst als Jungunternehmer aufzutreten und einen entsprechenden Betrieb zu gründen. Die Konkurrenz ist groß, daher benötigten wir Newcomer (bitte dieses Wort speziell in Hinblick auf das Thema dieses Beitrages zur Kenntnis zu nehmen) noch eine griffige Idee, um potentielle Grenzüberschreiter just in jenem Haus absteigen lassen, das dem eigenen monetären Ertrag dient. Wir rieben unsere Nasen wie dazumals Wickie von den starken Männern, versprühten mit unseren Mündern Sterne, und schon war ein Konzept geboren, das auf einem plakativen Leitspruch beruhte, dem ein gewisser Wiedererkennungswert nicht abzustreiten ist:



Sollten Sie diesen Banner demnächst unterfahren, dann treten Sie ein. Nach Nennung des Codewortes "twoday" erhalten Sie auf sämtliche Serviceleistungen 10% Rabatt.

Montag, 27. Februar 2006

Tschechisch für Fortgeschrittene

Während Freund Humanarystew sich in fremden Ländern beim Erlernen fremder Sprachen scheinbar etwas schwer tut und deshalb zweifelhafte Mitbringsel an seine Freunde verteilt, gelang es mir, in Prag einen schönen Satz zu erlernen, den Sie unbedingt vor einem Spiegel ausprobieren sollten, weil er neben dem lautmalerischen und rachenputzenden (und somit schleimlösenden) Effekt auch für wunderschöne Gesichtsmimiken sorgt, die es wert sind, von Ihnen im Selbststudium beobachtet zu werden. Dieser einzigartige Satz lautet:

Strč prst skrz krk.

Wer diesen Satz als Erster fehlerfrei aussprechen kann und die dazugehörige deutsche Übersetzung in den Kommentaren hinterläßt, der bekommt diesen auf einer Postkarte, welche auf der Vorderseite ein wunderschönes Prager Motiv ziert, von mir eigenhändig handschriftlich notiert zugesandt.

Der Baron

Masse statt Klasse

Entree

Darf ich Sie beim Baron

A la carte

Impressum?
Mailen Sie mir!


+ Flickr / Baron nonverbal:

+ Herr J. / Barons Bruder:

inseqdesign cio

Schlagzeilen

Erotikshop
Sehr interessantes Thema ... da wollen wir uns mal...
hasenhirsch - 11. Juli, 16:50
von Blogger zu Blogger
Würdest Du mir ein Interview geben? Ich schreibe unter...
ChristopherAG - 5. Mai, 02:01
ausweisen ? um ausgewiesen...
ausweisen ? um ausgewiesen zu werden muß sie erst wer...
RokkerMur - 26. Januar, 22:40
sie scheinen bürokratischer...
sie scheinen bürokratischer geworden zu sein ;)
RokkerMur - 26. Januar, 22:38
Bei der Gelegenheit:...
Bei der Gelegenheit: kann mir mal jemand Dativ und...
blogger.de:esperanza.sueno.realidad - 6. September, 16:29
Stimmt, ...
eigentlich würde mein Kommentar reichen ...
sokrates2005 - 12. Januar, 15:38

Historisches

April 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 

Suchen Sie was?

 

Für Statistiker

Online seit 7424 Tagen
Stand: 15. Juli, 02:08
Stats by Net-Counter.net
GVISIT

Werbung muß auch sein


Auto
Basteln
Gemüse und Obst
Hund und anderes Getier
Lieblingsmöbelhaus
Poesie
Sexblog
Sky Europe
Sonstiges
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren