Mittwoch, 23. August 2006

Brieftaubenbriefing

Vor wenigen Tagen ereignete sich im Allgäu in Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland Österreichs, das nur deshalb zu Österreich gehört, weil wir es der Schweiz nicht gönnen, ein denkwürdiger Zwischenfall. Mitten auf den Hamburger Fischmarkt von Sonthofen (fragen Sie mich nicht, wie es dazu kommen konnte, daß sich der weltberühmte Hamburger Fischmarkt in einem unbedeutenden alpinen Hauskonglomerat eines alpinen Binnenlandes wiederfindet) fiel eine weisse Taube vom Himmel.

Gottesfürchtig wie die Allgäuer Vorarlberger nun mal sind, dachten sie zunächst, daß der heilige Geist persönlich vorbeigekommen wäre, um dem kleinen Ort einen touristischen Schub in Form eines zukünftigen Wallfahrtsortes zu verschaffen, doch stellte sich - nachdem die Polizei gerufen worden war - bald heraus, daß es sich bei dem armen Fluggetier um eine Brieftaube handelte, welche auftragsgemäß bis Nürnberg hätte fliegen sollen, die jedoch einen Schwächeanfall erlitten hatte und die daher eine Notlandung einlegen mußte (Brieftauben sind nicht redundant ausgelegt, sodaß im Unterschied zu Flugzeugen ein Einfachfehler ausreicht, selbige zum Absturz zu bringen, soferne dieser nicht durch die Taube selbst in eine Not- oder Sicherheitslandung umgewandelt werden kann).

Nun fragt man sich zurecht, wie es denn sein kann, daß in Zeiten des Internet und schneller Postdienste immer noch Tauben durch den Luftraum fliegen, die eine bestimmte Mission zu erfüllen haben. Die Antwort ist nicht schwer zu finden. Während Brieftauben in früheren Zeiten dazu eingesetzt wurden, lieben Menschen Liebesbriefe oder zahlungsunwilligen Menschen Mahnschreiben zu übermitteln, dienen diese heutzutage der nonverbalen zwischenmenschlichen Kommunikation bzw. der Geschenkübermittlung, respektive werden jene als Nahrungsmittelzustellservice eingesetzt.

Stellen Sie sich vor, Sie ärgerten sich über einen Menschen Ihrer Wahl so sehr, daß Sie am liebsten vor sein trautes Heim führen und dessen an dessen Automobil angebrachten Autoreifen aufstächen. Was tun, wenn dieser Mensch jedoch so weit entfernt wohnte, daß realistischerweise betrachtet ein eigens dafür vorgesehenes Aufsuchen seiner Wohnumgebung den Aufwand nicht rechtfertigte? Richtig. Sie bedienen sich einer Brieftaube. Selbige sucht besagte Person auf und scheißt ihr auf den Kopf. Oder vor die Haustüre, falls der Kopf nicht verfügbar ist. Oder sie scheißt deren Auto von vorne bis hinten zu (falls weder Kopf noch vor-der-Haustüre verfügbar sind), sodaß nach kurzer Einwirkdauer der Lack des Autos irreparabel zerstört ist.

Den Vogerln kann man natürlich auch liebe Geschenke für einen netten Adressaten mitgeben, aber dies zu beschreiben wäre langweilig.

Brieftauben, die ein gewisses Alter erreicht haben und die daher kurz davor stehen, ins Ausgedinge geschickt zu werden, schickt man sinnvollerweise hungrigen Freunden, welchen mittels einer am Bein der Taube oder sonstwo versehenen Botschaft mitgeteilt wird, daß das zugeflogene Objekt soeben seinen letzten Flug absolviert hat, sodaß es nunmehr im Ofen landen und anschließend der Befriedigung lukullischer Genüsse dienen solle. Netterweise schicken Sie die zur Bereitung des Bratens notwendigen Gewürze an einem Bein der Taube oder sonstwo befestigt gleich mit.

Im übrigen laufen derzeit Versuchsreihen, diese Form der Nahrungsmittelzustellung auch auf andere Vogelarten auszudehnen, als da wären Hühner, Gänse oder Truthähne. Zukünftig kann man beim Geflügelhändler seiner Wahl eine fernmündliche oder auf elektronischem Weg übertragene Bestellung abgeben, das entsprechende Geflügel flügelt sodann selbstständig durch die Luft, um schnurstracks durchs offene Küchenfenster hindurch im bereits vorbereiteten Kochtopf zu landen. Dieses Unterfangen scheitert derzeit noch an den Hühnern, die derart strohdumm sind, daß diese nichteinmal den Weg vom Geflügelhändler hinaus ins Freie finden, doch man arbeitet daran.

___________________________
Edit I: Korrektur des Artikels, da Sonthofen es vorzog nunmehr nicht mehr in Vorarlberg sondern im Allgäu zu liegen (Danke an Wallküre Walküre).
Edit II: Dank an Walküre für den Hinweis, daß man sie nur mit einem L schreibt (ich hoffe jetzt paßt alles).

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