Montag, 26. September 2005

Trägheitskräfte

Mit seinem Auto fuhr Herr Franz
durch eine schnurgerade Gasse,
jedoch bedachte er nicht ganz
des Fahrzeugs und die eig'ne Masse.

So stieg er zwar auf's Bremspedal
als er den Hund erblickte
doch endete katastrophal,
daß nun das Vieh am Kühler pickte.

Wär' er drei Meter früher nur
mit seiner Karre steh'ngeblieben,
bräucht's nun keine Reparatur
und auch der Hund wär' nicht verschieden

All das geschah nur weil Herr Franz
zweihundertsiebzig Kilo wiegt,
was hier die Bremskrafttoleranz
um einen Bruchteil überstieg.

Sie sehen selbst, daß besser dran,
wer nicht der Völlerei verfall'n
weil man dann später bremsen kann
ohne auf einen Hund zu prall'n.

Freitag, 23. September 2005

Straches Duell um Wien

Für ihren Wahlkampfauftakt hat sich sie Wiener FPÖ einen besonderen Ort ausgesucht. Den Viktor Adler Markt im 10. Wiener Gemeindebezirk, auch Favoriten genannt. Das Zentrum des Wiener Proletariats. Während man die vorbeiströmenden Passanten tagsüber mit altvatrischen Kalauern Klassikern der volksdümmlichen Musik quält, setzen gegen Abend die schon zu erwartenden Brandreden ein.

"Favoriten und die FPÖ haben eines gemeinsam!", poltert ein FPÖler der ausgedienteren Garde in breitem Slang, "Es fangen beide mit F an!" Ein Spitzenargument, das mich fast überzeugt hätte. Es ist 17:30, der Auftritt des Parteiführers H.C. Strache steht kurz bevor, es muß für Stimmung gesorgt werden. "Und es freut mich, diese schier unglaubliche Zuschauerzahl hier begrüßen zu dürfen", brüllt er etwa 400 gleichgültig dreinschauenden Sympathisanten entgegen, die er nicht sehen kann, weil sich in der ersten Reihe bezahlte Funkionäre mit Transparenten aufgestellt haben, die einen Blick von der und auf die Bühne verunmöglichen. Es folgt ein weinerliches Zetern gegen den ORF, der angeblich die so bemitleidenswerte FPÖ zensuriert, ignoriert oder was auch immer, gefolgt von Buhrufen durch die gespielt aufgebrachte Funktionärsmenge und dann geht es los.



H.C. Strache betritt die Bühne und der Platz beginnt sich etwas zu füllen. Es folgt ein einstündiger rhetorischer Rundumschlag gegen Ausländer, Asylwerber, Sozialschmarotzer und alle Österreicher, die nicht die FPÖ wählen, also Kommunisten sind, bestätigt durch zustimmende Grunz-, Gröhl- und Heullaute aus der versammelten Zuschauerschar. Weltuntergangsszenarien werden heraufbeschworen: Afrikanische Asylwerber entführen kleine blonde österreichische Mädchen und vergewaltigen sie. Drogendealer besetzen unser Land und planen einen Putsch gegen die Regierung, zuvor machen sie sämtliche Volksschüler Wiens drogenabhängig. Georgische Räuberbanden räumen Schloß Schönbrunn leer. Islamisten zerstören unsere Kirchen und ersetzen diese durch Moscheen. In Gerichtsgebäuden wird zukünftig auf den Koran geschworen, brave österreichische Hausmütterchen, die unser Land aufgebaut haben, müssen eine Burka tragen.

"Deutsch statt nix versteh'n", proklamiert H.C. Der Herr mit dem Bierbauch neben mir rülpst und schreit "Genau, weu des is unsare Gultur! De solln si schleichn, de Viecha, heast!" Mundl Sackbauer wäre entsetzt gewesen, wenngleich der Wahlkampf unter dem Motto "Damit der echte Wiener nicht untergeht" zu stehen scheint. "Die Amerikaner wollen, daß die Türkei in die EU kommt! Und das ist erst der Anfang! Als nächstes sollen Marokko, Libyen und sogar Israel folgen!" Das Volk zürnt: "San de deppert wurn? Wos woin de Israeli in da EU? De san a um nix bessa ois des wos de de Nazis vurwerfn! Solln se schleichn heast!" Zornesröte blitzt in den Gesichtern der H.C. Fans auf.



"Ich spreche hier bewußt die Leitkultur an, wir sind ein christliches Land und ich bestehe darauf, daß das so bleibt und wir nicht vom Islam überrollt werden!" Ein etwa 16-jähriger Glatzkopf hegt erste Zweifel. "Za wos brauch i a Gultur. Und auf de Kirchn wird a gschissn. Hauptsoch de Tschuschn schleichn si ham." Sein Feund bestätigt die wohldurchdachte Kritik: "De Trottln, de deppatn! Pfui! Ausse!"

"Wenn ich durch Wien gehe, sehe ich an jeder Ecke Kebab-Buden, türkische Lokale und China-Restaurants! Ich will das nicht! Zu unserer Kultur gehört der Würschtelstand und der Schnitzelwirt!" - Ein älterer Herr mit rotem Kopf hebt die Faust: "De Tirkn soll se eana Kebab hintn einführn! Mia hom eh n Heirign!"

"In Wien läßt Häupl [Anm. Bürgermeister von Wien] es zu, daß Haßprediger in Moschen predigen!", schreit der Haßprediger. "Aber wer zu uns kommt, der muß sich anpassen, sonst hat er hier bei uns nichts verloren!" Der Bierbäuchige wirkt erhitzt: "Genau, de Deppatn soll se an uns anpassn!" Mir wird leicht übel. Anpassen? An einen versoffenen Proleten, der vom Leben benachteiligt wurde (wofür er möglicherweise nichts kann)? Jedoch: "Mia san mia. Obe mit dem Schleia bei de Moslemfraun. Oda bessa glei ausse mit de Weiba!"

"Pummerin statt Muezzin!" und "Wir müssen Herr im eigenen Haus bleiben!". Bierzeltstimmung macht sich breit.



"Ich fordere Häupl zum Duell um Wien heraus. Wie in einem Boxkampf. Und Sie alle wissen, Häupl ist ein Schwergewicht, im wahrsten Sinn des Wortes!" poltert H.C. Ein höhnisches Gelächter geht durch die Menge. "Da Heipl, der blade Wamst, gibs eam Strache!", "Schenk eam ei, dem Wamperten!"

Ich erspare Ihnen weitere Details. Das Zwigespräch mit der Menge ging noch eine Weile lang dahin, dann wurde Fendrichs "I am from Austria" zum besten gegeben, ein hier wohl mehr als mißbräuchlich eingesetzter Titel, der die Menge dazu bewog, patriotische Wehmut hochkommen zu lassen und lauthals mitzugrölen. Strache gab noch einige Autogramme, dann war der Spuk vorbei.

Wollen wir hoffen, daß die mittlerweile in FPÖ und BZÖ gespaltenen Parteien der angeblich so Anständigen und Aufrechten bei der Wiener Wahl das Wählerstimmenpotential derart ausschöpfen, daß beide Parteien knapp unterhalb der Grenze zu liegen kommen, die für einen Einzug ins Rathaus notwenig ist, damit unserem Land derartige Peinlichkeiten hinkünftig erspart bleiben.



Zum Vergrößern der Bilder diese bitte anklicken

Donnerstag, 22. September 2005

Freie Fahrt für freie Bürger

Als gestern Früh an einer Kreuzung eine Schar junger Männer auf die wartenden Autos zuströmte, war mein erster Gedanke: "Oh mein Gott! Eine Windschutzscheibenputzbrigade! Die verschmieren sicher nur den Dreck und wollen dann auch noch Geld dafür"

Doch rasch entpuppte sich diese Sphalanx als eine der größten Freuden, die man mir bereiten konnte. Denn einer der Burschen kam auch zu mir und streckte mir einen Folder entgegen. Neugierig wie ich nun mal bin, öffnete ich das Fahrerfenster, der Folder wurde mir hereingereicht und eine engelsgleiche Stimme frohlockte "Morgen ist autofreier Tag" an mein Lauschorgan. Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Sollte es möglich sein? Räumt man endlich mal die Straßen frei, damit ich, also ICH, eine ungestörte Autofahrt durch Wien genießen kann? Weihnachten, Geburtstag, Ostern, Namenstag und Firmung an einem Tag auf einmal! Womit kann ich das nur verdient haben?

Doch sehen Sie selbst:



Autofreie Straßen wohin das Auge reicht! Auf Wiens Straßen läßt sich heute tatsächlich kein fahrender Pkw blicken! Selbstredend, daß ich heute schon kreuz und quer durch Wien gedüst bin, zahlreiche sonst verstaute Straßen mehrmals auf- und abgerast bin und das Gefühl der Freiheit so richtig genossen habe. Und am Abend, ja am Abend, da habe ich noch etwas besonderes vor. Da werde ich die Wiener Ringstraße mit 160 km/h mindestens 10x umrunden. Heissa!

Mittwoch, 21. September 2005

Das Ampelparadoxon

Nicht von möglichen Koalitionsformen nach der Wahl bei unseren bundesdeutschen Nachbarn handelt dieser Beitrag. Der Content der nachfolgenden Story beschäftigt sich ausschließlich mit des Begriffes ursprünglichster und aller mißbräuchlichen Verwendungen entledigter Bedeutung - der Verkehrsampel.

Auf meinem täglichen morgendlichen Weg durch das (nicht nur um diese Uhrzeit) verschlafene Wien lege ich exakt 6,37 km zurück. Diese kleine Weltreise ist mit 27 Ampeln ausgestattet, was einer Ampeldichte von 4,239 Ampeln je zurückgelegtem Kilometer oder einem MDBA (Mean Distance before Ampel) von 0,236 km entspricht. Die genannte Wegstrecke beinhaltet 9 neuralgische Punkte, die ein flüssiges Vorankommen mit meinem Automobil im Regelfall insofern behindern, als am motorisierten Indiviualverkehr sich ebenfalls erfreuende Verkehrsteilnehmer (wieso fahren die bitte nicht mit der U-Bahn?) jene Orte dazu nutzen, einen Stau zu bilden.

Nichts war heute Morgen allerdings wie sonst. Die Wiener Ampelsteuerungssoftware muß einem heimtückischen Virus zum Opfer gefallen sein, was dazu führte, daß sechs (in Worten: 6) wahllos über die Strecke verteilte Ampeln ihren Dienst quittierten und statt des farbenfrohen Wechselspiels nur schwarzes Nichts als Basisinformation abzusondern beliebten. Doch Wunder, Spuk und Zauberei! So schnell wie heute früh ward nie bisher erlebt, daß meine Karre durch die Straßen sich bewegte. Kein Stau, der mich behindernd bremste oder gar zum Stehenbleiben mich veranlaßt hätte. Kein Rucken im fließenden Strom der sich voranbewegenden Fahrzeugmassen. Ein Traum ward Wirklichkeit geworden.

Und nun die Frage nach dem Grund. Sollten gar die Ampeln als Verkehrslenkungs- und Stauverhinderungsinstrument die Ursache allen Übels sein?

Edit 16:24 Uhr:
Na bitte - sogar der ORF berichtet jetzt davon! In Summe sollen 20 Ampeln ausgefallen gewesen sein und es soll zu keinen Problemen gekommen sein. Was heißt? Es wurde dadurch ja erst problemfrei!

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RokkerMur - 26. Januar, 22:40
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RokkerMur - 26. Januar, 22:38
Bei der Gelegenheit:...
Bei der Gelegenheit: kann mir mal jemand Dativ und...
blogger.de:esperanza.sueno.realidad - 6. September, 16:29
Stimmt, ...
eigentlich würde mein Kommentar reichen ...
sokrates2005 - 12. Januar, 15:38

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