Dienstag, 11. September 2007

Ausscheidende Kunst

Als kunstsinniger Mensch ließ ich es mir auch heuer nicht nehmen, die weithin berühmte Ars Electronica zu Linz zu beehren, um mich mit den neuesten Modeerscheinungen auf dem Gebiete der schönen Künste zu befassen, und zwar jener, die sich vom Kunstbegriff Leonardo da Vincis dadurch unterscheiden, daß erstere, um ihre Wirkung gänzlich zu entfalten, an eine Steckdose angesteckt werden müssen. Die Kunstwerke wohlgemerkt, nicht die Künste an sich ...

So lustwandelte ich denn gemeinsam mit den Frauen A, L und V sowie den Herren J und K an unzähligen Installationen vorbei, um mich an den dargebotenen Erfreuungen zu begeistern, als meine Nase unvermittelt eine Rümpfung vollzog. Ein übler mir nur zu bekannter Geruch stieg trotz etwas beeinträchtigten Geruchsempfindens in meine olfaktorische Sensorik und verlangte von mir eine sofortige Wegumkehr, da jedoch die Neugier wie stets überwog, überwand ich meine Reizschwelle und drang in jenen Raum vor, aus dem die an sich abweisende Abtörnung drang.

Kein geringerer als der großartige Wim Delvoye war zu der Auffassung gelangt, daß es inzwischen zur institutionalisierten Langeweile gereichte, ständig nur das menschliche Hirn nachzubilden. Er beschloß daher, sich einem wesentlich wichtigeren Element menschlicher Existenz zu widmen, nämlich dem Verdauungstrakt. Wichtiger insoferne, als der Stoffwechsel eine Basis bildet, die auch ohne Hirn funktioniert, nicht jedoch umgekehrt, was in streng wissenschaftlichem Sinn an der volkstümlichen Intellektqualifizierung "der ist sogar zum scheissen z'blöd" erkennbar wird.

Herr Delvoye machte sich dazu an der Waschmaschine seiner Frau zu schaffen (Abb. 1), bohrte in deren Oberseite ein Loch, in das er einen Trichter steckte, montierte an der Rückseite allerlei mit Chemikalien gefüllte Fläschchen (Abb. 2) und ergänzte das Kunstobjekt um eine an der Vorderseite angebrachte rohrförmige Öffnung.

1 2

Sein Gesamtkunstwerk füttert sein Schöpfer zu regelmäßigen Zeiten (Abb. 3) mittels des bereits erwähnten Trichters mit Karotten, Salat und Brot, worauf die ehemalige Waschtrommel angesichts des zugeführten grauslichen Gemüses analog zum Magen rotiert und unter Wärme- und Chemikalieneinfluß einen Verdauungsvorgang vollführt.

3 4

Nach einigen Stunden beschwerlicher Arbeit kann allabendlich die Frucht der von der Waschmaschine erlittenen Entbehrungen geerntet werden. Pünktlich zu Büroschluß nämlich erfolgt der Stuhlgang (Abb. 3), der dem staunenden Publikum künstlerisch in geometrischer Form dargebracht wird.

Fäkalkunst im ureigensten Sinne, in zeitgleicher Perfektion und einer alle Sinne anregenden Darstellung, die selbst das Wiener Burgtheater blaß erscheinen läßt und über die die geneigte Leserin und der aufrechte Leser sich hier vertiefend informieren kann:

http://www.cloaca.be

Dienstag, 28. August 2007

Schmuddelcontentverwarnung

Als ich vergangenen Donnerstag am Flughafen zu Birmingham verweilend den Abfluges meines Flugzeuges nach Zürich erwartete, wurde ich in der Nähe meines Fluggates einer Internetstation ansichtig. Da bereits unter Entzugserscheinungen leidend, zückte ich Internetjunkie meine Kreditkarte und spendierte mir zur Feier des Tages eine halbstündige Internetpräsenz, in Zuge derer ich meine Lieblingsblogs zu beehren gedachte. Gesagt, getan landete ich daher auf meinem eigenen Weblog. Ich stellte fest, daß die Zahl meiner Abonnenten sich auf gleichbleibend hohem Niveau stabilisiert hatte, die aktuellen Zugriffsraten etwas unter dem Jahresdurchschnitt lagen, aber sonst alles rechtens schien. Ich wechselte hernach zum Weblog des sehr geschätzten Herrn Gulogulo, wurde allerdings während der Ausführung meines Ansinnens schlagartig gestoppt und mit der folgenden mich zutiefst irritierenden Bildschirmmeldung konfrontiert:

ACCESS HAS BEEN DENIED

Access to the page: http://vielfrass.twoday.net/stories/4191014/
has been denied for the following reason: Weighted phrase limit exceeded. You are seeing this error because the page you attempted to access contains, or is labelled as containing, material that has been deemed inappropriate.

If you feel this is in error, please submit the URL to info@spectrum-plc.co.uk


Sämtliches verfügbares britisches Sicherheitspersonal umstellte meinen inzwischen rot blinkenden und laut piependen PC. Mit hoch erhobenen Armen wurde ich zu meinem Flugzeug geleitet und mit einem zweistündigen Wiedereinreiseverbot belegt. Bis heute weiß ich nicht, welcher Schmuddel-Content sich hinter dem angeklickten Link verbirgt. Zu groß ist die Angst, aufgrund der Inhalte meines Bloggerkollegen auch noch aus der Schweiz ausgewiesen zu werden, um als Staatenloser den Rest meines Lebens zwischen den Welten, also im Ärmelkanal, verbringen zu müssen.

Herrn Gulogulo ersuche ich an dieser Stelle um eine jugendfreie Zusammenfassung seines Beitrages im Rahmen aller geltenden europäischen und US-amerikanischen Gesetze sowie der Menschenrechte und Kriegskonventionen, schließlich ist meine Neugier zu groß um der Versuchung trotz hohen damit verbundenen Risikos nicht doch noch eines Tages nachzugeben.

Mittwoch, 22. August 2007

Düsseldorfer Flugbesteigungsanomalie

Als in der Schweiz wohnender Österreicher wurde ich vor 2 Tagen in das benachbarte Deutschland gesandt, was zunächst die Notwendigkeit bedingte, mir für meinen Laptop zusätzlich zu den schon in meinem Besitze befindlichen Adaptersteckern einen weiteren zuzulegen, nämlich den, der die im Dreieck angeordnete Schweizer Pin-Kuriosität in guteuropäische Massstäbe zurechtrückte.

Nach kurzem Flug erreichte ich das schöne Düsseldorf, um mir am Schalter des einer Kreditkartenfirma ähnlich klingenden Autoverleihers ein Fahrzeug abzugreifen, welches mich hernach in ein kleines östlich von Köln gelegenes Städtchen bringen sollte. Die mich betreuende freundlich lächelnde und äusserst hübsche Dame erklärte mir meiner neuen Preferred Member Mitgliedscard ansichtig werdend, dass ich als Neuteilnehmer an diesem Programm die Möglichkeit hätte, einmalig und kostenlos auf eine bessere Fahrzeugkategorie upzugraden und fragte nach meinen diesbezüglichen Wünschen. "Porsche", antwortete ich selbstbewusst, was nicht nur bei ihr sondern auch bei ihren beiden ebenfalls hübschen und freundlich lächelnden Kolleginnen einen mir unerklärlichen Lachanfall auslöste. Eine Kollegin raunte gar, dass ich diese Antwort in Erwartung der Frage wohl schon vorher überlegt haben musste.

Wohldenn, zumindest ein schickes Cabrio wurde mir zuteil, aus dem Hause Volkswagen stammend, auf den Namen Eos hörend, von apfelschwarzem Teint und mit einer Motorisierung, die man zumindest als unmoralisch bezeichnen kann. So brauste ich des Abends in Regen und daher geschlossenen Verdecks, dafür mit 200 km/h (also mit 2/3 der Leistung) dahin. Der gestrige Rückweg gestaltete sich ähnlich verregnet und daher verschlossen, mit dem zusätzlichen Manko, dass aufgrund von Staus über eine Geschwindigkeit jenseits der 60 nicht zu denken war.

Ich retounierte meinen fahrbaren funktional nicht ausgereizten Untersatz und verdrückte mich auf den Flugsteig, um dort von topseriösen und somit langweiligen Geschäftsreisenden umgeben meinen Rückflug zu erwarten, als das das Flugeinsteigeritual einleitende Lautsprechergedudel erklang und das diensthabende Personal die üblichen Worte dafür fand, die Reisenden zum Besteigen des Luftschiffes zu bewegen und zusätzlich folgendes kundzutun:

"Passagiere mit Babies oder die einen Kinderwagen mit sich führen, bitten wir, diese jetzt bei Gate B27 abzugeben".

Glücklicherweise handelte es sich beim betreffenden Flug um einen ohne kindermitschleppende Eltern, sodass die diesbezüglichen herzzerreissenden Trennungsszenerien den anwesenden Fluggästen erspart blieben.

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Anmerkung: Ich möchte mich an dieser Stelle für die im Verhältnis zum Höhepunkt der Geschichte zu lange Einleitung, für die eher niedrige Höhe des Höhepunktes und die fehlende Pointe entschuldigen.

Dienstag, 24. Juli 2007

Vielgeliebtes Österreich

Als ich gestern morgens beim Frühstückstisch sitzend und das Gebimmle der Schafe unter meinem Frühstücksbalkon ignorierend die tagesaktuelle Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) aufschlug, deren eine Seite es aufgrund ihrer Dimensionierung wie gewohnt vorzog, ein wärmendes Bad in meinem Frühstückskaffee zu nehmen, sprang mir eine lang erwartete und nur zu logische Meldung in Auge, die mein patriotisches Herz erfreute und mich mit Genugtuung erfüllte, denn endlich war die Saat meiner schweizerischen Aktivitäten aufgegangen.

Denn laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Isopublic sind den Schweizern von allen Völkern der Welt die Österreicher am liebsten. Das war nicht immer so. Noch im Herbst des vergangenen Jahres antworteten die Schweizer auf die Frage "Lieben Sie Österreich?" mit einem verständnislosen "Wen?" Doch nun, einige Jahrhunderte nachdem die Habsburger erfolglos versucht haben, die Schweiz für sich zu vereinnahmen, sollte dieses indifferenzierte Bild sich durch die Entsendung meiner Wenigkeit radikal ins Gegenteil verwandelt haben. So begab es sich in den letzten Monaten, daß ich landauf, landab als Botschafter des Friedens, der Freude und der Palatschinke (denn der Eierkuchen sei unseren deutschen Konkurrenten gegönnt) in engen Kontakt mit der schweizer Bevölkerung trat, um jene von unserer sympathischen Lebensweise zu überzeugen.

Punkten konnte ich hierbei mit dem mir eigenen Understatement, was dazu führte, daß der allseits beliebte Studienleiter des oben erwähnten Institutes schlußfolgerte, die Sympathie der Schweizer zu uns basiere auf der gemeinsamen geopolitischen Harm- oder Bedeutungslosigkeit beider Staaten. Nun, die Schweiz und Österreich wissen ob der Oho-heit kleiner Einheiten. Gemeinsam denken wir uns unseren Teil und wissen es natürlich besser.

Unseren gemeinsamen deutschen Nachbarn sei zum Trost gesagt, daß diese auf dem achtbaren achten Platz gelandet sind, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, daß 17% der Schweizer ein schlechtes Bild von den liebevoll "Piefkes" genannten Nordländern haben, während sich nur 5% meiner neuen Landsleute dazu durchringen konnten, eine ebensolches Bild von uns zu imaginieren. Deutschland landet damit in der Nähe anderer Schurkenstaaten wie den USA, Russland oder China, was nicht weiter verwundert, wurden diese Staaten nicht zuletzt aufgrund ihrer Größe als Machtstaaten durchschaut.

Doch - wie wir alles wissen - auf die Größe kommt's nicht an. Die Technik macht den Unterschied, auch wenn so manches Alphorn das Gegenteil zu vermitteln trachtet.

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RokkerMur - 26. Januar, 22:38
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Bei der Gelegenheit: kann mir mal jemand Dativ und...
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Stimmt, ...
eigentlich würde mein Kommentar reichen ...
sokrates2005 - 12. Januar, 15:38

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