Mittwoch, 17. Mai 2006

Lämmchenidylle

Eine meiner Studienreisen führte mich einst nach Schleswig-Holstein. Ein liebliches grünes Land ohne jegliche Erhebungen mit Ausnahme der Deiche, die das liebliche Land vor der manchmal recht rauhen Nordsee und ihren Sturmfluten zu schützen versuchen. Abgesehen von der Farbe grün ist dieses liebliche Land von drei Dingen geprägt: Von hunderten Leuchttürmen, von tausenden Windkraftanlagen und von Millionen Schafen.

So kam es, daß ich beim Durchstreifen des Landes auf ein Plakat stieß, welches mich auf die nordfriesischen Lammtage aufmerksam machte. Neugierig wie ich nun mal bin, folgte ich den entsprechenden Anweisungen der solcherart präsentierten Werbemaßnahme und fand mich wenig später im roten Haubarg nächst dem etwas skurril klingenden Ort Witzwort wieder.

Den Besuchern der Lammtage wurde dort zunächst demonstriert wie Schafe geschoren werden. Schafe vor der Rasur wirken wie Schönwetterwolken auf vier Beinen. Der Schafescherer packt das Schaf von hinten, setzt es auf den Schafspopsch und sorgt binnen weniger Minuten dafür, daß die Wolke sich rings um ihn herum am Boden verteilt, gleich dem Trockeneisnebel der Alice Cooper-Show, während das Schaf selbst zwei Drittel seiner Fülle einbüßt, um nach erfolgtem Friseurtermin als nacktes zitterndes Ding laut blökend von dannen zu ziehen. Eine für das Schaf sicher entwürdigende Prozedur, denn auch Schafe haben ein Schamgefühl, und wenn bei männlichen Schafen das freigelegt wird, was der klein ausgefallenen Nase des Schafes angeblich entspricht und die anderen Schäfinnen und Schafe das sehen, dann .... (lassen wir das).

Hernach konnte man die kleinen Lämmchen streicheln, kleine Lämmchen, die mit ihren süßen Äuglein zu dem Streichler aufsahen, die jede berührende Zuneigung mit einem Lämmchenlächeln quittierten. Lämmchen, so herzig wie kleine Kätzchen. Am liebsten hätte ich ja eines mitgenommen, doch leider hatte der Lammbauer seine Argusaugen auf jeden einzelnen Besucher und jedes einzelne Lämmchen gerichtet, sodaß eine klammheimliche Entführung nicht möglich schien. So schauten die Lämmchen und ich uns gegenseitig in die Augen und fanden uns gegenseitig unbeschreiblich herzig und alles um mich herum erschien wie ein rosa Traum, ein Traum von einer anderen Welt. Ein plüschenes Paradies, als jäh das laute Knurren meines Magens die Szenerie zerriß.

Ich blickte hoch und entdeckte einen Grillstand. Leckeres Lämmchenfleisch duftete in allen Variationen zu mir herüber. Ich haderte kurz mit meinem Gewissen, ging, sobald ich mich von den herzigen Lämmchen unbeobachtet fühlte zu dem Griller und versorgte mich mit einer großen Portion Lämmchenkotlett. Damit setzte ich mich in die Wiese (nicht ohne vorher verifiziert zu haben, daß diese Wiese frei von Lämmchenkot war) und speiste. Es dauerte nicht lange, da wurden die herzigen Lämmchen meiner gewahr, erinnerten sich meiner Herzigkeit und umringten mich flugs, um von meiner rechten Hand gestreichelt zu werden, während ich mit der linken Hand eines der ihren verspeiste. Wie gut, daß das Lämmchen, das sich gerade an mein Bein kuschelte, nicht wußte, daß ich in dem Moment seinen seit kurzem vermißten Bruder genoß.

Eine Idylle fürwahr. Eine Idylle, der zum Glück die nötige Portion Realismus nicht fehlte, denn sonst hätte ich diesmal nur eine das Herz rührende Geschichte erzählen können ...

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eigentlich würde mein Kommentar reichen ...
sokrates2005 - 12. Januar, 15:38

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