Dienstag, 7. Februar 2006

Leben im Hotel

Auf für mich nicht ganz freiwilliger Basis wurde für die sehr nahe Zukunft ein Familientreffen in der Hauptstadt der Tschechischen Republik geplant. Passionierte Trivial-Pursuit-Spieler und Millionenshow- respektive Wer-wird-Millionär-Seher erahnen es bereits - die betreffende Stadt heißt Prag, ausländisch auch Praha genannt.

Wie in derartigen Fällen üblich, mußten zunächst Überlegungen und Übereinkünfte hinsichtlich Unterkunft sowie Hin- und Rückreise getätigt werden, was zur Folge hatte, daß sich Teile der Familie um einen Personalcomputer versammelten, sodaß dieser für einen kurzen Zeitabschnitt der Mittelpunkt derselben war. Während die Frage des Transportes schnell gelöst war (ausnahmsweise gelangt nicht die von mir präferierte Billigfluglinie Sky Europe zu der Ehre, mich transportieren zu dürfen, vielmehr fiel die Wahl nämlich auf die Nutzung zweier Personenkraftwagen), herrschte bei der Auswahl eines entsprechenden Beherbergungsbetriebes zunächst Ratlosigkeit, dann Frustration und schließlich Schläfrigkeit.

Das Anforderungsprofil für eine adequate Unterbringung lautete nämlich: ausreichend Bewegungsfreiheit, weiche Betten, möglichst zentrale Lage, höfliche Bedienung, ausgiebige Frühstücksmöglichkeiten, Parkplätze en masse und dies alles getreu dem alten Familienmotto "Kosten derf's nix".

Nach der Besurfung zahlreicher einschlägiger Internetauftritte mehr oder weniger seriöser Hotelfachbetriebe stand fest, daß Prag ein teures Pflaster ist, auf dem dem sightseeingwilligen Touristen aus dem südöstlich von Prag gelegenen goldenen Westen das Geld aus der Tasche gezogen wird, während derselbe in unkomfortable Minizimmer ohne Service gesteckt wird. Mangelnde Autoabstellflächen, die den Inhaber am Morgen nach der Nacht vor die Frage stellen, ob das abends zuvor geparkte Fahrzeug von der Polizei oder der russischen Automafia abgeschleppt worden ist, ergänzen das Angebot.

Und so reifte mit zunehmender Suche nach dem geeigneten Aufenthaltsort der Entschluß, jener internationalen Kette den Vorzug zu geben, die auch in der ehemaligen Monarchie Österreich Filialbetriebe besitzt, welche zu meinen dezitierten Lieblingsausflugszielen gehören - Ikea.

Mittels einstimmigem Familienbeschluß wurde demgemäß folgende Vorgangsweise festgelegt:
- Eintreffen der österreichischen Reisegruppe am Kundenparkplatz von IKEA Praha Černý Most.
- Parken der Fahrzeuge auf den dafür vorgesehenen Parkflächen
- Betreten des Möbelhauses und Aufsuchen des Restaurants zwecks Einnahme eines schwedischen Apperitives
- Einnahme der Warteposition in diversen Kleiderschränken der Schlafzimmerabteilung kurz vor Ladenschluß
- Verlassen der Kleiderschränke und Auswahl der Betten in der Bettenabteilung kurz nach Ladenschluß
- Schlaf der Gerechten inkl. Traumabsolvierung zum Thema schwedische Gardinen
- Morgendliche Pflege in der Badezimmerabteilung am Morgen danach
- Einahme eines schwedischen Frühstücks im Ikea-Restaurant
- Abfahrt mit anschließender Stadtbesichtigung

Eventuell nachtruhestörendes Wachpersonal amtshandelt im übrigen per du, ein Kundenservice, das in seiner Freund- und Höflichkeit auf dieser kalten Welt - derzeit hat es minus sieben (in Worten -7) grad Celsius - selten geworden ist.

Wohnst du noch oder lebst du schon? Ein Slogan, der die tschechische Hotellerie nicht nur angesichts des satten Ikea-Blaus blaß aussehen läßt.

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eigentlich würde mein Kommentar reichen ...
sokrates2005 - 12. Januar, 15:38

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