Montag, 28. März 2005

Der Gugelhupf. Eine Gebrauchsanleitung.

Manch unkundiger Leser wird sich vielleicht zunächst die Frage stellen: Gugelhupf? Was ist denn das? Zum Verständnis der nun folgenden Erklärungen zum richtigen Umgang mit dem Gugelhupf werden jene gebeten, sich hier kundig zu machen.

Warum eine Gebrauchsanleitung? Nun, Untersuchungen haben ergeben, daß der Gugelhupf an sich zwar weit verbreitet und beliebt ist, jedoch nur 7% aller Gugelhupf-Liebhaber über den richtigen Umgang mit dem Gugelhupf Bescheid wissen. Während etwa 82% aller Rotweingenießer wissen, daß das Rotweinglas bis zum größten Durchmesser gefüllt wird und während 78% aller Gourmets wissen, daß man bei Vorhandensein mehrerer Bestecke den jeweiligen Gang stets mit dem am weitesten vom Tellerand entfernten Besteck aufnimmt, herrscht über die richtige Beschneidung des Gugelhupfes blankes Unwissen.

Bild 1 und 2 führen drastisch vor Augen, wie man es dezitiert nicht macht. Ein gerader Schnitt von oben nach unten kontakariert und zerstört die vorgegebene Geometrie, was das daraus sich ergebende Gugelhupf-Stück zu einem optischen Tschernobyl werden läßt, in dessen Folge die Geschmacksnerven empfindlich irritiert werden, da man bekanntermaßen zu 24% mit dem Auge ißt und gegenseitige Wechselwirkungen unvermeidlich sind.

1 2

Dabei macht es einem die Gugelhupf-Industrie so einfach: Es ist ja nicht so wie beim Nähen eines Kleides, wo man sich zuerst den Stoff kaufen muß, dann aus der neuesten Brigitte-Ausgabe das Schnittmuster herausreißt, dieses mit Nadeln mühsam auf dem Stoff befestigt und die Schnittlinien mit größter Anstrengung zu übertragen hat. Nein. Bei der Gugelhupf-Produktion ist das Schnittmuster direkt in die Gußform integriert, sodaß nach dem Austopfen des fertigen Produktes sämtliche Arbeitsschritte entfallen, die einen Irrtum bei der Beschneidung ausschließen würden - sollte man zumindest meinen.

Bild 3 zeigt, was offensichtlich ist. Natürlich hat der Schnitt entlang der vorgegebenen Linien, also in einem 27,4° Winkel zur Hochachse zu erfolgen. Dabei beginnt man die Schnitte an einer beliebigen Stelle des Gugelhupfes und arbeitet sich dann gegen den Uhrzeigersinn vor, solange, bis für sämtliche um den Tisch versammelten Nahrungsmittelaufnahmebereitwilligen je ein Stück Gugelhupf in der für diese Kuchenform typischen Schräglage bereit liegt.

3 4

Bei der Entnahme der einzelnen Abschnitte ist zu beachten, daß man wiederum bei der Stelle beginnt, an der der erste Schnitt gesetzt wurde (siehe Bild 4). Dies deshalb, weil nur dadurch gewährleistet ist, daß der Kuchen in seiner Gesamtform sein geometrisches Erscheinungsbild einigermaßen bewahrt, auch wenn schon einzelne Teilsegmente der Verzehrung zugeführt worden sind. Eine Nichtbefolgung dieser Forderung führt - wie aus Bild 5 ersichtlich - aufgrund des Verlustes der Stützfunktion durch das benachbarte Segment zu einer Instabilität der sich noch im Gugelhupf-Rondeo befindlichen Gugelhupf-Spalten, gefolgt von einem Kollabieren aller von der Grundform bereits losgelösten Segmente. Aufgrund einer naheliegenden Analogie wird diese Erscheinung in der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur als Domino-Effekt bezeichnet.

5
frau_floh - 29. März, 08:55

Bemerkenswert. Ich esse gerne Gugelhupf, aber auch ich muss mich hier und jetzt als unwissender Gugelhupf-Zerstückeler outen. Diese Schräglage ... und dabei wäre es so offensichtlich!

PS: Warum haben Sie eigentlich die Email-Benachrichtigung bei neuen Beiträgen deaktiviert?

freifrau - 29. März, 11:01

schräg

;-)

C. Araxe - 29. März, 13:38

Schräglage

Passt doch sehr gut zu meinem Zustand. Also ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie mir ein Stück abgeben.

freilich - 29. März, 16:39

was mich stutzig macht

ist, dass dieser Gugelhupf keine Schokoladenseite hat.

derbaron - 29. März, 16:41

Die hab dafür ich *g*
freilich - 29. März, 19:47

sieh an!

könnten Sie die dann bitte auch reinstellen?
Prinzesschen - 29. März, 18:03

Jetzt fühl ich mich richtig schlecht...

...wenn ich so bedenke was ich den Kuchen schon alles so angetan hab! *g*

Danke, dass mich endlich mal jemand über die Tücken des Gugelhupfes aufgeklärt hat, ich bin dir ewig dankbar! *lach*

LG, Prinzesschen

P.S: Hast du eigentlich nichts besseres zu tun?! *ggg*

Ich hab jetzt auch ein schönes Bild auf meinem Blog *fies grins*

derbaron - 30. März, 21:18

Was heißt?

Ich betreibe hier Aufklärungsarbeit! ;-)
Teasing Georgia - 29. März, 19:44

einfach genial - genial einfach

twoblog - 30. März, 10:18

Der Google hupft.

Herr Baron, Ihr fein bebilderter Beitrag ist natürlich ein innerer Vorbeimarsch gewesen, das heisst, dass ich mich in Zukunft nun auch etwas glücklicher schätzen darf, da ich ja nun von Ihnen (?) weiss, wie man ihn wirklich anschneidet, den Gugelhupf.

Nur eines, das will ich nicht verstehen: Warum ist der Gugelhupf meist, oder darf ich schreiben immer, so trocken?

Er klebt so herrlich am Gaumen und man muss schon sehr mit Tee spülen, um ihn zu lieben. (Man liebt ihn aber, jawohl).

Denn, und das werden Sie mir bitte nachsehen, es gibt ja noch den Panettone, der einfach "feuchter" daherkommt und mit seinen Zutaten (Rosinen und so) und seiner Leichtigkeit die Italiener um die Weihnachtszeit herum ins grosse, landesweite Verschenken treibt. (Die Supermercati sind voll von Panettone).

Und die Beschenkten kommen dann gerne in einen Rausch des "Na-komm'-den-teilen-wir-doch-mit-den-Fingern-in-Teile".

Oder ist am Ende Ihr Gugelhupf gar nicht so trocken? Oder muss er trocken sein, weil er sonst kein Gugelhupf nicht ist?

Eine Antwort hierauf kann vielleicht nur ein Baron geben ;-)

derbaron - 30. März, 21:21

Was ein echter Gugelhupf ist,

muß aus den Ohren stauben. So ist das nun mal. Schließlich trinkt man dazu auch noch sehr starken entwässernden Kaffee.
Ganz im Unterschied zu Pannetone, der mit einem Glas italienischen Süßwein genossen wird.
twoblog - 30. März, 21:35

"Aus den Ohren stauben."

Unglaublich. Und was ich auch noch nie hörte, weil ich eben noch nie (noch wirklich nie) in Ihrer Heimat war, ist dieser Begriff des
"stark entwässerten Kaffees" - Espresso?
derbaron - 30. März, 21:47

Ja, sowas in der Art.

So ein Kaffee, in dem der Löffel stehen bleibt nach dem Umrühren. Genau deswegen wird in Wiener Kaffeehäusern immer ein Glas Wasser mitserviert. :-)
Wenn Sie mal nach Wien kommen, lade ich Sie zur einer Kaffehaus-Fact-Finding-Mission ein. :-)
Idoru - 30. März, 21:49

also bitte

ein gugelhupf muß überhaupt nicht zu den ohren heraus stauben - im gegenteil. gute gugelhüpfe tun sowas nicht. =)

hinweis an herrn twoblog: der herr baron schrieb über "stark entwässerNDen kaffee", nicht "stark entwässerTen kaffee" - oder war das ein witz, den nur die frau idoru wieder mal nicht verstanden hat?

edit: zusatz: iwrigens hab' ich mir das mit dem schräg schneiden auch schon immer überlegt und dann im endeffekt doch gerade geschnitten. der konvention wegen. ;O)
derbaron - 30. März, 21:55

Frau Idoru,

tun Sie hier nicht meine Authorität untergraben tun! :-)))
Ich kenne nur staubende Gügelhüpfer und denke, das ist eine Eigenart der Wiener Küche. *g*
Aja, gerade die Konvention spricht für den Schrägschnitt. :-)
twoblog - 30. März, 21:55

Einigt Euch.

Staubt er?
Staubt er nicht?
Entwässerten?
Entwässernden?

Einen Schweizer könnt Ihr doch so nicht
zum Einschlafen gehen lassen ;-)
derbaron - 30. März, 21:57

Er staubt

und wenn ein Kaffee entwässernd ist, dann ist man nachher entwässert. Klar? ;-)
twoblog - 30. März, 22:04

Ich fasse zusammen.

1 Der Googlehupfer ist ein staubiger Wiener.
2 Wir werden zusammen die Kaffeehäuser unsicher machen.
3 Frau Idoru ist schon zu Bett gegangen.
derbaron - 30. März, 22:13

Wow!

Eine Zusammenfassung mit der Präzision einer schweizer Uhr. :-)))
sharona - 30. März, 10:22

sehr fein, her baron, sehr fein. da muss wohl demnächst wieder ein gugelhupf gebacken werden um das auch richtig zelebrieren zu können ... !

Zorra - 30. März, 10:29

Eine Wissenschaft für sich. Ich kann aber nicht schräg schneiden.

spechtler - 3. April, 18:11

mhm, der gugelhupf muss jetzt aber auch schon steinhart sein .........

thisandthat - 4. April, 12:17

mach mich

nicht fertig! soll das etwa heißen, dass ich alle meine bisherigen gugelhupfe falsch aufgeschnitten habe?! wie soll ich das bloß wieder gut machen??

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Stimmt, ...
eigentlich würde mein Kommentar reichen ...
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