Zeitgewinn
Des zerbrechlichen Schmetterlings verhaltener Flügelschlag ist der Vergänglichkeit einer Sekunde nur.
Poetisch fürwahr. Doch leider erstens falsch, zweitens unrichtig und zu guter Letzt auch noch äußerst unpräzise. Eine Sekunde ist eine sehr prosaische Angelegenheit, weshalb sie für die melancholische Nutzbarkeit zur Beschreibung poesieschwangerer symbolträchtiger Stimmungsschwankungen ungeeignet ist. Denn definiert wird die Sekunde folgendermaßen:
Eine Sekunde ist das 9.192.631.770-fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen den beiden Hybridfeinstrukturenniveaus des Grundzustandes von Atomen des Nuklids 133 Cäsium entsprechenden Strahlung.
Jeder weiß das. Jeder hält sich daran. Jeder bis auf eine: Unsere Mutter Erde. Als Frau ist natürlich auch die Erde Stimmungschwankungen unterworfen, welche vom Mond beeinflußt werden, der für Flut und Ebbe sorgt. Wallungen also, die die Erde mal schneller, mal langsamer rotieren lassen, kurz gesagt, die Erde eiert etwas unrund durch das Universum. Dazu kommt, daß auch der Mond es an Genauigkeit missen läßt, denn dessen Drehzahl hängt von der Nähe zur Sonne ab, welche selbst wiederum Teil eines sich stetig verlangsamernd ausdehnenden Universums ist, sodaß sich durchaus feststellen läßt: Alles ist relativ.
Die Ungenauigkeit des Universums, das sich präpotenterweise nicht an unsere Cäsium-Definition hält, führt nun dazu, daß sich unsere Zeit mit der Zeit verschiebt, sodaß uns alle 5.400 Jahre eine Stunde abhanden kommt. Nach 32.400 Jahren müßten daher alle, deren Büroarbeitszeit normalerweise um 8 Uhr Früh beginnt, schon um regulär 2 Uhr Früh am Arbeitspatz sein, zu einer Zeit also, in der es noch stockdunkel ist, was zu einem gewerkschaftlichen Aufschrei führen würde, denn dies wäre ein klarer Fall von Nachtarbeit, der mit einer erhöhten Entgeltzahlung abgegolten werden müßte (andererseits könnte die Gewerkschaft diese Tatsache ja auch nützen, um eine schleichende Arbeitszeitverkürzung durchzusetzen).
Damit es zu alledem nicht kommt, wird uns etwa alle 18 Monate eine zusätzliche Schaltsekunde geschenkt, das nächste mal am 1.1.2006 um 1 Uhr nachts. Freude allenortens, nicht nur darüber, daß wir schön im Zeitplan bleiben, nein, je nach Vorliebe kann man Silvester diesmal etwas ausgiebiger feiern oder etwas länger ausschlafen. Findige Geister gehen diesbezüglich einen Kompromiß ein. Sie feiern 0,5 Sekunden länger und schlafen dafür auch 0,5 Sekunden mehr.
Wie auch immer. Am ersten Arbeitstag des Jahres werden verglichen mit dem Vorjahr jedenfalls munterere Gesichter in den Büros auftauchen. Carpe Sekunde!
Poetisch fürwahr. Doch leider erstens falsch, zweitens unrichtig und zu guter Letzt auch noch äußerst unpräzise. Eine Sekunde ist eine sehr prosaische Angelegenheit, weshalb sie für die melancholische Nutzbarkeit zur Beschreibung poesieschwangerer symbolträchtiger Stimmungsschwankungen ungeeignet ist. Denn definiert wird die Sekunde folgendermaßen:
Eine Sekunde ist das 9.192.631.770-fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen den beiden Hybridfeinstrukturenniveaus des Grundzustandes von Atomen des Nuklids 133 Cäsium entsprechenden Strahlung.
Jeder weiß das. Jeder hält sich daran. Jeder bis auf eine: Unsere Mutter Erde. Als Frau ist natürlich auch die Erde Stimmungschwankungen unterworfen, welche vom Mond beeinflußt werden, der für Flut und Ebbe sorgt. Wallungen also, die die Erde mal schneller, mal langsamer rotieren lassen, kurz gesagt, die Erde eiert etwas unrund durch das Universum. Dazu kommt, daß auch der Mond es an Genauigkeit missen läßt, denn dessen Drehzahl hängt von der Nähe zur Sonne ab, welche selbst wiederum Teil eines sich stetig verlangsamernd ausdehnenden Universums ist, sodaß sich durchaus feststellen läßt: Alles ist relativ.
Die Ungenauigkeit des Universums, das sich präpotenterweise nicht an unsere Cäsium-Definition hält, führt nun dazu, daß sich unsere Zeit mit der Zeit verschiebt, sodaß uns alle 5.400 Jahre eine Stunde abhanden kommt. Nach 32.400 Jahren müßten daher alle, deren Büroarbeitszeit normalerweise um 8 Uhr Früh beginnt, schon um regulär 2 Uhr Früh am Arbeitspatz sein, zu einer Zeit also, in der es noch stockdunkel ist, was zu einem gewerkschaftlichen Aufschrei führen würde, denn dies wäre ein klarer Fall von Nachtarbeit, der mit einer erhöhten Entgeltzahlung abgegolten werden müßte (andererseits könnte die Gewerkschaft diese Tatsache ja auch nützen, um eine schleichende Arbeitszeitverkürzung durchzusetzen).
Damit es zu alledem nicht kommt, wird uns etwa alle 18 Monate eine zusätzliche Schaltsekunde geschenkt, das nächste mal am 1.1.2006 um 1 Uhr nachts. Freude allenortens, nicht nur darüber, daß wir schön im Zeitplan bleiben, nein, je nach Vorliebe kann man Silvester diesmal etwas ausgiebiger feiern oder etwas länger ausschlafen. Findige Geister gehen diesbezüglich einen Kompromiß ein. Sie feiern 0,5 Sekunden länger und schlafen dafür auch 0,5 Sekunden mehr.
Wie auch immer. Am ersten Arbeitstag des Jahres werden verglichen mit dem Vorjahr jedenfalls munterere Gesichter in den Büros auftauchen. Carpe Sekunde!
derbaron - 30. Dezember, 12:35
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