Donnerstag, 16. November 2006

Proletarische Niederungen

Auch seriöse, reife und intellektuelle Männer, Männer die stets ernsthaft und gewissenhaft sind und Stil, Anmut und Grazie vereinen, begeben sich manchmal in die Niederungen des Proletariates. Meine Wenigkeit zum Beispiel spielt in einer Rockband, mit der ich übrigens eines Tages reich und berühmt werden werde, und in der ich - ebenso wie meine nicht weniger seriösen, reifen und intellektuellen Mitspieler (allesamt Akademiker) - sämtliche gesellschaftlichen Zwänge ablege, meine gute Erziehung über Board werfe und einer von denen sein kann, vor denen mich meine Mutter in der Phase der mein adoleszentes Leben begleitenden Edukation stets gewarnt hat.

Während der wöchentlich stattfindenden Proben kommt es deshalb immer wieder zu Dia-, Tria- und Quatrologen, die dem Gassenjargon entnommen sind, die jedoch in ihrer Prägnanz, Würze und Blumigkeit der Sache gerecht werden und als Teil der Populärkultur nicht in Vergessenheit geraten sollten, weshalb an dieser Stelle 2 Szenen exemplarisch dokumentiert sein mögen.

Die Darsteller im Einzelnen:
Herr R. - grandioser und charismatischer Sänger
Herr C. - feinsinniger Stromgitarrist
Herr E. - Baßspieler der Extraklasse
Herr G. - mittelmäßiger Drummer mit Hang zum Drama

Das Markieren:

Herr R.: (übertönt mit seinem Geschrei das feinsinnige Wechselspiel von Baß und Gitarre)
Herr E.: Heast, wie wär's, wennst amal a bisserl leiser eineplärrn tätetst? Wir hörn uns ned.
Herr C.: Du könntest ja amal die Stelle nur markieren.
Herr G.: Markiern der Stelle heißt aber ned, daß du den Platz wo'st stehst anbrunzen sollst.

Der Druckabfall:

Herr E.: Den Schluß müß ma anders machen. Zuerst hamma die Steigerung und dann kommt plötzlich so a Abfall.
Herr G.: Stimmt, des klingt wie so a Riesenblase, in die ma einesticht und dann fallt's z'sam.
Herr R.: Jo, so wie wennst Blähungen hast, an Schas laßt und dann is da Druck weg.

Man möge die Vulgärität der bandinternen Kommunikation verzeihen, doch dient jene der für das Abspielen von Rockmusik notwendigen Street Credibility, sodaß beim bereits geplanten Auftritt in alkoholgeschwängerter Atmosphäre der Unterhaltungsfaktor nebst dem dargebrachten künstlerischen Element nicht zu kurz geraten möge.

Samstag, 4. November 2006

Alzheimer vergessen

Weblogs eignen sich in besonderer Weise dazu, die Welt zu verändern. Dies deshalb, weil man bekanntermaßen in diesem Medium für oder gegen etwas bloggen kann indem man einen entsprechenden Button für alle sichtbar in sein Weblog setzt, was dazu führt, daß auch andere Weblogger und Webloggerinnen für die jeweilige Idee begeistert werden, worauf jene und jeninnen rückzureferenzieren beginnen, ebenfalls Buttons einfügen und somit ebenfalls für oder gegen die jeweilige Sache bloggen, bis schließlich hunderte Weblogs von einem Sturm der Entrüstung oder einem Schwall des Mitgefühls erfaßt sind und sich eine innige homogene Schwingung breitmacht, die dazu angetan ist, gesellschaftspolitische Veränderungen herbeizuführen, Umstürze auszulösen, ja sogar das Klima zu verändern.

Herr Aiiiiiiiiia (leider habe ich die korrekte Anzahl der in seinem Nicknamen enthaltenen i vergessen) als Vertreter der heutigen äußerst idealistisch eingestellten Jugend macht derzeit mit einem besonders wichtigen Projekt Furore, welches er auch mich gebeten hat, es zu unterstützen und zu promoten. Ein Wunsch dem ich nicht nur ihm zuliebe - nein aus tiefster innerer Überzeugung - gerne nachkomme:

Alzheimer - nein danke!

Dieses Projekt ist deshalb so wichtig, weil auch ich angeblich ein Betroffener bin. Erst unlängst mußte ich mir sagen lassen, daß ich viele Dinge vergesse. Leider weiß ich nicht mehr, welche Person mir diese Diagnose gestellt hat. Sollte sie diesen Beitrag lesen, bitte ich sie, sich in den Kommentaren zu melden.

Alle anderen ersuche ich, ebenfalls gegen Alzheimer zu bloggen. Nur dann wird es gelingen, das Vergessen vergessen zu können. Gemeinsam sind wir starkt! Holen Sie sich einen der schönen Buttons bei Herrn Aiiiiiiiiia und befestigen Sie diesen auf Ihrem Weblog! United we stand! Give Piss a Chance!
______________________
(Nähere Informationen zu diesem wichtigen Projekt sind bitteschön direkt bei Herrn Aiiiiiiiiia zu erfragen.)

Dienstag, 31. Oktober 2006

Weichzeichnungsverlust

Hält mich ein Exekutivwacheorgan nach Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit durch mein motorisiertes Individualverkehrszeug auf und fordert jenes mich auf, ihm Einblick in meinen Lenkerberechtigungsschein zu gewähren, so fällt der stirnrunzelnde Blick des strengen Prüfers unweigerlich auf folgenden Satz:

Beim Lenken von Kraftfahrzeugen ist eine die mangelnde Sehschärfe korrigierende Brille zu tragen. Eine Reservebrille ist mitzuführen.

Nun verhält es sich jedoch so, daß ich mich seit etwa 15 Jahre weigerte, eine derartige Korrekturmaßnahme zu tragen. Dies deshalb, weil ich mich einerseits für makellos halte, eine Korrektur wesentlicher Daseins-Merkmale meine Person betreffend daher mein Ego ankratzen würde, andererseits bin ich zugegebenermaßen ein eitler Fatzke, sodaß ich stets der völlig richtigen Auffassung war, eine Brille würde mir nicht zu Gesicht stehen.

Erstaunlicherweise dürften auch die zahlreichen mich bisher kontrolliert habenden Polizisten der Meinung gewesen sein, daß eine fehlende Brille nicht strafverschärfend zu wirken habe, denn deren Fehlen bzw. das zusätzliche Fehlen einer Ersatzbrille wurden bisher noch nie thematisiert, sodaß ich einmal sogar geneigt war, dem grimmig dreinsehenden Inspektor das Überschreiten der höchstzulässigen Geschwindigkeit damit plausibel zu machen, daß ich die Fahrzeuggeschwindigkeit mangels der nötigen Sehschärfe doch gar nicht am Tachometer ablesen könne.

Leider nahm der Grad der Kurzsichtigkeit meiner Augen in den letzten Jahren derart zu, daß ich auf Autobahnen die auf mich zurasenden Wegweiser nicht mehr rechtzeitig erblicken konnte, sodaß ich beim Zufahren auf Autobahnknoten stets die mittlere Spur wählte, um - ähnlich dem Tormann beim Elfmeter - das Lenkrad im letzten Moment in die jeweils als richtig vermutete Richtung zu reissen. Eine Methode, der immerhin eine 85%-Trefferquote beschienen war, Tendenz abnehmend.

Ich sah ich mich also veranlaßt, mich zum Augenarzt schicken zu lassen, welcher sich meines Problems umgehend annahm, nicht ohne mir zuvor noch eine Moralpredigt zu halten, wie unverantwortlich es doch sei, bei der vorliegenden Dioptriezahl keine Brille getragen zu haben. Ich ließ die besagte Moralpredigt beim linken Ohr einsickern und beim rechten Ohr wieder hinausdiffundieren ohne den dazwischenliegenden informationsabsorbierenden Filter aktiviert zu haben (bei Moralpredigten steige ich meistens aus) und machte mich auf den Weg zum Optiker meines Vertrauens, welcher mir deshalb als Optiker meines Vertrauens erschien, weil er mir spontan als einziger Optiker einfiel, den ich aus der Fernsehwerbung kannte. Jener verpaßte mir nach einstündigem Probieren zahlloser Brillenfassungen eine Brille, die gar keine Fassung hat und schließlich war es soweit - ich durfte das gute Stück abholen und aufsetzen.

Was ich sodann im Spiegel erblickte, schockierte mich jedoch zutiefst. Jede Pore meines Gesichtes war als detailliert modellierte 3D-Skulptur zu sehen. Jedes kleinste Pickel, jedes Barthaar, das nicht da sein sollte wo es war. Sollten die Leute um mich herum mich tatsächlich als das Monster wahrnehmen, das mich soeben aus dem Spiegel anstarrte?

Was ich sah entsprach ungefähr dem, was sich ergibt, wenn man ein Foto bearbeitend und dazu Photoshop zu Hilfe nehmend die Kontraste erhöht und die Schärfe auf 100% stellt, während die Abnahme der Brille die Wirkung eines Weichzeichners schlechter Hamilton-Filme und der Inanspruchnahme des Anti-Verrauschungs-Filters hat. Langsam, ganz langsam, beginne ich Hamilton zu lieben.

Dienstag, 24. Oktober 2006

openSC

Will man im Leben Erfolg haben, reich und berühmt sein, hohes Ansehen genießen und wichtig, einflußreich und mit jeder Menge Macht ausgestattet sein, so kommt man nicht umhin, Networking zu betreiben. Dies deshalb, da man aus eigener Kraft niemals gut genug sein kann, die im ersten Satz dieses Beitrages erwähnten Lebensziele zu erreichen. Stets ist das Verlassen auf den richtigen Kontakt eines Bekannten oder Freundes die erste Wahl, will man einen Schritt hinauf schreiten, um dereinst ebenfalls zu den oberen 10.000 zu gehören.

(Ganz oben sind übrigens schon alle Plätze besetzt, weshalb das Einnehmen einer Position unter den oberen 10.000 bedeutet, daß man eine derjenigen Personen, die sich in dieser dünnen Schichte aufhalten, unsanft ins soziale Ausgedinge schubsen muß.)

Im Mikrokosmos des kleinen Bloggeruniversums Verweilenden wird sicher schon aufgefallen sein, daß selbst hier im kleinen Rahmen nichts ohne Netzwerk funktioniert. So kommt es anlaßbezogen regelmäßig zur spontanen Konstituierung eines latent vorhandenen Frauennetzwerkes, welches unter anderem aus den Damen Nahlinse, Idoru, Caliente, Araxe, Miaka, Dori und - man höre und staune - sogar Herrn Aiiiia besteht (Herrn Aiiiia sei an dieser Stelle unabhängig davon, in einer ganz anderen Sache und versprochener Weise mein Dank ausgesprochen).

Auf professioneller Business-Ebene gibt es nun schon seit geraumer Zeit eine wundersame Einrichtung namens openBC - eine Internetplattform, mit Hilfe derer es möglich ist, sich mit allen Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern zu vernetzen und von den Kontakten ebendieser zu profitieren, sollte es einem danach gelüsten. Daneben kann man in openBC den ungleich sinnvolleren Effekt des "Kleine-Welt-Phänomens" beobachten, welches von Stanley Milgram erfunden, erforscht und postuliert wurde und welches besagt, daß man jede Person auf unserem Planeten über maximal sechs Ecken kennt. Sieht man sich eine beliebige Person in openBC an, erkennt man unschwer die Korrektheit von Milgrams soziologischen Erkenntnissen. Selbst als ich Herrn George W. Bush aufspürte, mußte ich erschreckt zur Kenntnis nehmen, daß mir jener über den Cousin eines Freundes des Bekannten einer Arbeitskollegin auf innigste Weise verbunden ist (Herr Bush kennt Herrn Bin Laden im übrigen persönlich - dies sei am Rande bemerkt).

Nun bin auch ich - wie allgemein bekannt - ein Sozialwissenschafter allerersten Ranges, der sich selbst unter anderem intensivst mit Vernetzungen aller Art beschäftigt (so sog bzw. saugte ich schon in meiner Kindheit leidenschaftlich gerne Spinnweben mit dem Staubsauger auf). Als ein - wie im ersten Satz dieses Absatzes beschriebener - vor mich hinforschender Wissenschaftssoziologe entwickelte ich nun im Laufe der vergangenen Jahre eine Erweiterung von Milgrams Theorem, welche besagt, daß jeder Mensch dieser Erde mit jedem Menschen dieser Erde über maximal sechs Ecken Sex hatte.

Diese bahnbrechende Erkenntnis in eine für mich lukrative Geschäftsidee verpackend bin ich derzeit dabei, meine Anteile am LuxFonds (Herr Twoblog möge mir verzeihen), in die Gründung von Open Sex Club (kurz openSC) zu stecken, einer Plattform, in der man sich mit sämtlichen Sexkontakten seines bisherigen Lebens vernetzen kann, sodaß man die Seriosität und Wahrhaftigkeit meiner gesellschaftsverändernden Entdeckung auf einfache Weise nachvollziehen kann. Swingerclub-Besucher erhalten übrigens eine Gratis-Premium-Mitgliedschaft, da selbige als Multiplikatoren auftretend für den meisten Zustrom an Neukontakten verantwortlich sein werden.

Weiters erhoffe ich mir Sponsoring aus dem Bereich der Aids-Hilfe, da es mit openSC erstmalig möglich sein wird, den Weg des HI-Virus inklusive sämtlicher Zirkelschlüsse und Rückansteckungen zu ergründen, was der Pharmaindustrie in ihren Bemühungen, eine dauerhafte Abhilfe gegen die im zweiten Halbsatz dieses Satzes angesprochene Herausforderung zu finden, einen deutlichen Innovationsschub bescheren wird.

Da das On-Air-Gehen der im sechsten Absatz dieses Beitrages angekündigten Community noch etwas auf sich warten lassen wird müssen, bitte ich, erste Anmeldungen und Vernetzungen in den Kommentaren zu hinterlassen.

Der Baron

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RokkerMur - 26. Januar, 22:38
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Stimmt, ...
eigentlich würde mein Kommentar reichen ...
sokrates2005 - 12. Januar, 15:38

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