Ausscheidende Kunst
Als kunstsinniger Mensch ließ ich es mir auch heuer nicht nehmen, die weithin berühmte Ars Electronica zu Linz zu beehren, um mich mit den neuesten Modeerscheinungen auf dem Gebiete der schönen Künste zu befassen, und zwar jener, die sich vom Kunstbegriff Leonardo da Vincis dadurch unterscheiden, daß erstere, um ihre Wirkung gänzlich zu entfalten, an eine Steckdose angesteckt werden müssen. Die Kunstwerke wohlgemerkt, nicht die Künste an sich ...
So lustwandelte ich denn gemeinsam mit den Frauen A, L und V sowie den Herren J und K an unzähligen Installationen vorbei, um mich an den dargebotenen Erfreuungen zu begeistern, als meine Nase unvermittelt eine Rümpfung vollzog. Ein übler mir nur zu bekannter Geruch stieg trotz etwas beeinträchtigten Geruchsempfindens in meine olfaktorische Sensorik und verlangte von mir eine sofortige Wegumkehr, da jedoch die Neugier wie stets überwog, überwand ich meine Reizschwelle und drang in jenen Raum vor, aus dem die an sich abweisende Abtörnung drang.
Kein geringerer als der großartige Wim Delvoye war zu der Auffassung gelangt, daß es inzwischen zur institutionalisierten Langeweile gereichte, ständig nur das menschliche Hirn nachzubilden. Er beschloß daher, sich einem wesentlich wichtigeren Element menschlicher Existenz zu widmen, nämlich dem Verdauungstrakt. Wichtiger insoferne, als der Stoffwechsel eine Basis bildet, die auch ohne Hirn funktioniert, nicht jedoch umgekehrt, was in streng wissenschaftlichem Sinn an der volkstümlichen Intellektqualifizierung "der ist sogar zum scheissen z'blöd" erkennbar wird.
Herr Delvoye machte sich dazu an der Waschmaschine seiner Frau zu schaffen (Abb. 1), bohrte in deren Oberseite ein Loch, in das er einen Trichter steckte, montierte an der Rückseite allerlei mit Chemikalien gefüllte Fläschchen (Abb. 2) und ergänzte das Kunstobjekt um eine an der Vorderseite angebrachte rohrförmige Öffnung.
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Sein Gesamtkunstwerk füttert sein Schöpfer zu regelmäßigen Zeiten (Abb. 3) mittels des bereits erwähnten Trichters mit Karotten, Salat und Brot, worauf die ehemalige Waschtrommel angesichts des zugeführten grauslichen Gemüses analog zum Magen rotiert und unter Wärme- und Chemikalieneinfluß einen Verdauungsvorgang vollführt.
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Nach einigen Stunden beschwerlicher Arbeit kann allabendlich die Frucht der von der Waschmaschine erlittenen Entbehrungen geerntet werden. Pünktlich zu Büroschluß nämlich erfolgt der Stuhlgang (Abb. 3), der dem staunenden Publikum künstlerisch in geometrischer Form dargebracht wird.
Fäkalkunst im ureigensten Sinne, in zeitgleicher Perfektion und einer alle Sinne anregenden Darstellung, die selbst das Wiener Burgtheater blaß erscheinen läßt und über die die geneigte Leserin und der aufrechte Leser sich hier vertiefend informieren kann:
http://www.cloaca.be
So lustwandelte ich denn gemeinsam mit den Frauen A, L und V sowie den Herren J und K an unzähligen Installationen vorbei, um mich an den dargebotenen Erfreuungen zu begeistern, als meine Nase unvermittelt eine Rümpfung vollzog. Ein übler mir nur zu bekannter Geruch stieg trotz etwas beeinträchtigten Geruchsempfindens in meine olfaktorische Sensorik und verlangte von mir eine sofortige Wegumkehr, da jedoch die Neugier wie stets überwog, überwand ich meine Reizschwelle und drang in jenen Raum vor, aus dem die an sich abweisende Abtörnung drang.
Kein geringerer als der großartige Wim Delvoye war zu der Auffassung gelangt, daß es inzwischen zur institutionalisierten Langeweile gereichte, ständig nur das menschliche Hirn nachzubilden. Er beschloß daher, sich einem wesentlich wichtigeren Element menschlicher Existenz zu widmen, nämlich dem Verdauungstrakt. Wichtiger insoferne, als der Stoffwechsel eine Basis bildet, die auch ohne Hirn funktioniert, nicht jedoch umgekehrt, was in streng wissenschaftlichem Sinn an der volkstümlichen Intellektqualifizierung "der ist sogar zum scheissen z'blöd" erkennbar wird.
Herr Delvoye machte sich dazu an der Waschmaschine seiner Frau zu schaffen (Abb. 1), bohrte in deren Oberseite ein Loch, in das er einen Trichter steckte, montierte an der Rückseite allerlei mit Chemikalien gefüllte Fläschchen (Abb. 2) und ergänzte das Kunstobjekt um eine an der Vorderseite angebrachte rohrförmige Öffnung.
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Sein Gesamtkunstwerk füttert sein Schöpfer zu regelmäßigen Zeiten (Abb. 3) mittels des bereits erwähnten Trichters mit Karotten, Salat und Brot, worauf die ehemalige Waschtrommel angesichts des zugeführten grauslichen Gemüses analog zum Magen rotiert und unter Wärme- und Chemikalieneinfluß einen Verdauungsvorgang vollführt.
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Nach einigen Stunden beschwerlicher Arbeit kann allabendlich die Frucht der von der Waschmaschine erlittenen Entbehrungen geerntet werden. Pünktlich zu Büroschluß nämlich erfolgt der Stuhlgang (Abb. 3), der dem staunenden Publikum künstlerisch in geometrischer Form dargebracht wird.
Fäkalkunst im ureigensten Sinne, in zeitgleicher Perfektion und einer alle Sinne anregenden Darstellung, die selbst das Wiener Burgtheater blaß erscheinen läßt und über die die geneigte Leserin und der aufrechte Leser sich hier vertiefend informieren kann:
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derbaron - 11. September, 20:18
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