Sonstiges

Montag, 15. Mai 2006

Brunchkapitalismus

Sonntagmorgens beim Jazzbrunch, nachdem pro Person ein Pauschalpreis von 15 Euro bezahlt wurde und eine zweistündige Labung am All-you-can-eat-Buffet stattfand:

Herr G.: Ich bin schon ziemlich satt.
Herr J. jun.: Wir haben noch nicht den Break-Even erreicht!
Frau A.: Den was?
Herr G.: Den Break-Even. Den Punkt, wo der Brunch kostendeckend für uns als Investorengruppe wird. Derzeit ist er noch ein Gewinn für den Wirt.
Herr J. jun.: Eben. Also weiteressen!

Samstag, 13. Mai 2006

Bübchenmädchenabstimmung

Derdie sehr geschätzte(r) MitbloggerIn Aiiiia bittet seit Tagen darum, ihrihm bei ihrerseiner IdentitätInnenfindung behilflich zu sein, und zwar hier, hier, hier und hier.

Selbst die sehr geschätzte Frau Idoru, normalerweise die personifizierte Contenance (sie wird nicht umsonst Konstanze Kontenanze genannt), gefällt sich inzwischen darin, herumzunerven und um Teilnahme zu betteln. In ihrer Not erging nun sogar ein Hilferuf an mich, doch meine "ganzen Fans" vorbeizuschicken.

Da die Nichterfüllung subtil angedeuteter Wünsche Frau Idorens erfahrungsgemäß zu ... (lassen wir das) ... Jedenfalls bitte ich alle meine "ganzen Fans", Leser-, innen, Abonnenten und -innen, doch bitte an der Abstimmung von AiiiIa teilzunehmInnen und ihrihm mitzuteilen, ob ersie denn nun ein Mann, eine Frau, ein Mädchen oder ein Junge ist.

Lassen Sie mich nicht im Stich! Sticheln Sie lieber in den Kommentaren bei Aiiiia und vor allem: Stimmen Sie bitte hier und jetzt ab!

Sollten Sie eine Wahlempfehlung entgegennehmen wollen: Mädchen

Montag, 8. Mai 2006

Wahnsinnigenverpflegung

Angesichts des gestern stattgefunden habenden Wien Marathons und der damit verbundenen Ansichtigwerdung von zigtausenden Wahnsinnigen, die völlig unverständlicherweise nichts besseres zu tun hatten, als an einem schönen Sonntag Morgen 42 Kilometer laufend zurückzulegen, wurde ich unwillkürlich an meine Studentenzeit erinnert, eine Zeit, in der man sich bekanntermaßen mit arbeitsintensiven jedoch schlecht bezahlten Nebenjobs über Wasser hält.

In jener Zeit begab es sich, daß auch ich an einem Marathon teilnahm, allerdings nicht als zahlender Läufer sondern als bezahlt werdender Werktätiger, der die Wahnsinnigen an einer Verpflegungsstation - wie der Name bereits vermuten läßt - verpflegte. Eine solche Verpflegungsstation wirft tausende Bananen sowie hektoliterweise isotonische Getränke und Trinkwasser unter das galoppierende Volk, welches die Bananenschalen und leeren Pappbecher zur Freude der nachfolgenden Läufer wiederum auf den Laufpfad wirft.

Ich selbst war der Trinkwasserstation zugeteilt, welche frisches klares Wiener Hochquellwasser in Becher abzufüllen und den vorbeilaufenden Wahnsinnigen darzubringen hatte. Frisch und klar? Nicht ganz. Denn zunächst wurde das besagte Wasser in einem Tankwagen der Bierbrauerei Ottakringer angeliefert. Nun erfüllt zwar das normalerweise im Tankwagen ausgelieferte Bier bestimmte Reinheitsgebote, das ausgeschenkte Wasser jedoch nicht. Schließlich war diesem die Herkunft deutlich anzuschmecken. Das Wasser jedenfalls wurde zwecks einfacherer Hantierbarkeit nicht direkt in die Pappbecher abgefüllt sondern in großen Müllcontainern, wie sie typischerweise bei der Entsorgung von Hausmüll zum Einsatz kommen, zwischengelagert. Die Müllcontainer waren zwar offenkundig gereinigt worden, dennoch ergab sich dadurch eine etwas schiefe Optik, die uns aber nicht weiter störte. Nach und nach wurde diesen Containern kübelweise Wasser entnommen, die Kübel auf einen Tisch gestellt, der parallel zum Laufpfad aufgestellt war und schließlich aus den Kübeln die Pappbecher befüllt, die dann den Wahnsinnigen ausgeteit wurden.

Der Marathon nahm seinen Lauf (bitte dieses Wortspiel zu würdigen), und die Spitzenläufer zogen vorbei. Was diesen folgte war eine nicht enden wollende Menschenansammlung, die sich gleichförmig schnaufend, schwitzend und stinkend vorwärts bewegte. Die Verpflegungsstation wurde gestürmt, das Wasser floß in Strömen. Mit zunehmender Zeit waren immer hoffnungslosere und erschöpftere Läufer auszumachen. Läufer, die unbedingt ins Ziel kommen wollten obwohl sie besser nie an einem Marathon teilnehmen hätten sollen. Menschen, denen in der Zwischenzeit alles egal schien, die zu allem fähig waren. Zugleich neigte sich das kühle Naß langsam aber sicher seinem Ende zu. Nun geschah es, daß einige dieser erschöpften schwitzenden Wahnsinnigen der Wasserkübel gewahr wurden, welche wir auf unserem Tisch drappiert hatten. Jene ihres Zweckes beraubend, stürzten einige der Läufer auf die Kübel zu, um in einem Anfall von Abkühlungsbedürfnis ihre verschwitzten Köpfe trotz unseres lautstarken Protestes darin zu versenken. Das Versenken hielt zum Glück nicht lange an, der Kopf wurde wieder entfernt und von seinem Träger weiter Richtung Ziel fortbewegt. Zurück blieben jedoch Wasserkübel, in denen Fettaugen schwammen, wie man sie von einer saftigen Rindssuppe gewohnt ist.

Was tun? Das Wasser ging zu Ende, der Durst war groß ... ich denke, ich muß nicht extra erwähnen, daß uns das Wasser als qualitätiv hochwertig genug erschien, um dieses auch weiterhin an Wahnsinnige auszuschenken, schließlich verfügte es neben einem leichten Biergeschmack nunmehr auch über wichtige Mineralstoffe und andere leckere Zutaten.

Marathonläufer sind an sich selber schuld, sie machen es ja freiwillig. Doch falls Sie je auf den Gedanken kommen sollten, selbst laufender Teilnehmer zu werden, trinken Sie vorher genug, um nicht auf Verpflegung zurückgreifen zu müssen, zu der Sie nicht greifen würden, wenn Sie es nicht bitter nötig hätten.

Freitag, 28. April 2006

Feigheit und Mut

Eine liebe Freundin, der ich vor kurzem im Rahmen einer tiefschürfenden intellektuellen Auseinandersetzung mangelnden Mut vorgeworfen habe, entgegnete meine spitze Bemerkung mit der auf den ersten Blick wahrhaft philosophischen und zugleich entwaffnenden Aussage:

Der Mutige steht zu seiner Feigheit

Abgesehen davon, daß die besagte Dame angesichts dessen, daß sie den Inhalt dieses Satzkonvolutes auf sich selbst bezog und daß sie ergo dessen und angesichts ihrer primären und sekundären Geschlechtsmerkmale eigentlich zu der Aussage hätte kommen müssen, daß DIE Mutige zu IHRER Feigheit steht, abgesehen davon war ich schlagartig sämtlicher Argumente beraubt und konnte mich daher im Zuge der weiteren Diskussionen nur mehr in kleinlauten Boshaftigkeiten ohne jegliche Tiefenwirkung ergehen.

Hernach trug ich jenes Kleinod noch einige Tage lang in mir umher und dachte über Sinn und Unsinn der Aussage nach. Zu einem Ergebnis gelangte ich natürlich nicht, denn dafür fehlt mit der intellektuelle Esprit weiblicher Gedankengänge. Vielmehr ergaben sich aus dem Versuch dieses Denkprozesses eine Reihe von Fragen, die ich Sie nun bitte, zu verinnerlichen:

1. Zeugt es von Mut, zu seiner Feigheit zu stehen?
2. Ist man dadurch also gar nicht feig?
3. Oder täuscht man damit Mut nur vor?
4. Ist es nicht feig, Mut vorzutäuschen?
5. Ist es also feig, zu behaupten, der Mutige stünde zu seiner Feigheit?
6. Ist man aufgrund so einer Aussage also doch feig?
7. Oder wird die Feigheit in diesem Fall nur vorgetäuscht?
8. Aber ist es nicht ziemlich mutig, Feigheit vorzutäuschen?
9. Weiter geht es mit Frage 2.

Achtung: Diese Verinnerlichungsschleife sollte - um Schwindelanfälle zu vermeiden - maximal dreimal durchlaufen werden.

Mittwoch, 19. April 2006

Fußballerhirnforschung

Den Science-Seiten des Österreichischen Rundfunk ist es zu verdanken, daß manch unsinnige Studie nicht sofort in den Schubladen der entsprechenden Forschungsanstalten verschwindet sondern erst drei Tage später, nachdem man selbige nämlich gelesen und tatsächlich für unsinnig befunden hat.

So erfährt man unter anderem, daß die prächtigste Löwenmähne bei kühlem Klima entsteht, daß schnell rotierende Eier hüpfen, Jesus über Eis statt über Wasser lief, Schokolade keinen antidepressiven Nutzen hat, Red Bull dafür Betrunkenheit verschleiert sowie daß Schnecken mit linksgewundenem Schneckenhaus sicherer leben.

Nun haben sich die Damen und Herrn Wissenschafter und -schafterinnen dankenswerterweise des Forschungsobjektes Fußballspieler angenommen und hierfür Spielverläufe sowie Muskeln und Hirn der Spieler genauer unter die Lupe genommen. Was bei Spielverläufen und Muskeln einigermaßen nachvollziehbar erscheint, dürfte im Falle des Hirns zu einem Überziehen des Forschungsbudgets geführt haben, denn alleine das Finden dieses Organes müßte nachgerade dem Abschluß der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen entsprochen haben. Hatte man selbiges erst einmal entdeckt, kann eine Lupe sicher kein zielführendes Werkzeug gewesen sein, vielmehr müßte meiner bescheidenen aber durchaus richtigen Meinung nach ein Elektronenrastermikroskop zur Anwendung gelangt sein.

Die Erkenntnisse selbst sind nicht unbedingt das, was man bahnbrechend nennen kann. Man erfährt, daß Gefoulte Elfer schießen dürfen (Tatsächlich? Mir war nicht einmal bewußt, daß sie das nicht dürften.), daß Angriffe über die Flanke genausogut seien wie über die Mitte (nicht daß ich den Unterschied kennen täte respektive würde) und daß Ausdauersport nicht langsamer macht (Ja, wozu sonst betreibt man denn Ausdauersport?). Alles in allem also eine Aneinanderreihung von nutzlosem Wissen, die höchstens dazu dienen kann, als Substitut für nächtliches Schäfchenzählen herzuhalten.

Doch schließlich gelingt der Studie doch noch ein Höhepunkt. Sie kommt nämlich zu dem Schluß, daß Fußballspieler in Extremsituationen wie dem Elfmeterschießen einfach deswegen versagen, weil die Belastung zu hoch ist, weshalb sich das Hirn ausschaltet. Wie eine Sicherung im Zählerkasten, sobald man Waschmaschine, Computer und Staubsauger an einen Stromkreis anschließt und alle drei Geräte zugleich zu betreiben sucht.

Hirn ausschalten also. Tatsächlich, da ist was dran. Denn ähnlich wie im eben genannten Beispiel mit dem Stromkreis ist es auch bei einem fußballerischen Hirn. Würde man eine stärkere Sicherung einbauen, könnte man nämlich sehr wohl zur selben Zeit staubsaugen, Wäsche waschen und zweifelhafte Seiten im Internet betrachten. Die Sicherung ist einfach zu schwach dimensioniert. So auch das Hirn des Fußballers, das noch dazu periodischen Schlägen durch mit 100 km/h auf den Kopf des Fußballers auftretenden Bällen ausgesetzt ist. Diese Erkenntnis der Unterdimensionierung deckt sich im übrigen mit der Eingangs erwähnten wissenschaftlichen Herausforderung betreffend Lupe versus Mikroskop.

Lassen wir doch die Wissenschafter selbst Fußball spielen! Mithilfe derer Gehirne würden wir endlich wieder Fußballspiele gewinnen und dürften nicht alleine deshalb an einer Europameisterschaft teilnehmen, weil wir das Austragungsland derselben sind.

Hat eigentlich schon irgendjemand die Hirne der Fußballfans untersucht?

Freitag, 14. April 2006

Körpergewichtskennzahl

Auf Weihnachten, dem Fest der Fressens, folgt Ostern, das Fest des Fressens, bevor der Durchschnittsösterreicher zu seinem wohlerworbenen Recht, dem wohlverdienten Sommerurlaub aufbricht, welcher im Durchschnitt in einem durchschnittlichen All-Inclusive-Club verbracht wird, wo es durchschnittliches Essen, selbiges dafür in rauhen Mengen gibt, sodaß diese Periode gemäß dem Motto "dem Wirten schenk i nix" erfahrungsgemäß ebenfalls zu einer Überfütterung der Protagonisten führt.

Nun naht also Ostern, Zeit, sich ein paar Gedanken über das Körpergewicht an sich und darüberhinaus als solches zu machen (Sie werden bemerken, daß ich in meine Texte regelmäßig sinnlose Phrasen einbaue. Diese dienen dazu, den jeweiligen Text zu verlängern und zugleich unlesbarer zu machen.).

Das Körpergewicht an sich und als solches alleine jedenfalls ist kein absolutes Maß für Über- oder Untergewicht. Um einen Indikator dafür zu haben, wie es um einen selbst steht, benötigt man eine Bezugsgröße. Größe, Größe, dachten sich die Experten, da nehmen wir doch am besten gleich die Körpergröße. Gedacht, getan und mit einem englichen Namen versehen, ergab sich sodann folgende Formel:

Body Mass Index (BMI) = Körpergewicht / Körpergröße²

Die Einheitenkontrolle ergibt: Der BMI wird in kg/m² errechnet, Gewicht pro Fläche also, was ein Hinweis darauf ist, daß Sie einen umso größeren Eindruck hinterlassen, je größer Ihr BMI ist, zumindest auf der Aufstandsfläche, die von Ihrem gequälten Schuhwerk bestanden wird. Ihr Normal-BMI sollte im übrigen zwischen 20 und 25 kg/m² liegen. Nur dann entsprechen Sie der Norm, und Normen sind schließlich wichtig sonst gäbe es sie ja nicht.

Sehen wir uns nun das folgende Diagramm an, in dem die BMIs beispielhaft für die Körpergewichte 70, 80 und 90 kg in Abhängigkeit von der Körpergröße aufgetragen wurden:



Und nun betrachten Sie den Bereich BMI = 20-25 kg/m². Sofort erkennt man, in welcher Weise das Körpergewicht mit der Körpergröße harmonieren muß. Wie kommt man nun in den gewünschten Normbereich, wenn der BMI zu hoch sein sollte? Nun, einerseits könnte man einfach weniger fressen, was angesichts des nahenden Festes nicht möglich ist. Andererseits - und das ist die eigentliche Erkenntnis dieses wissenschaftlichen Beitrages - besteht die Möglichkeit, einfach ein Stückchen größer zu werden, noch dazu, wo die Körpergröße mit dem Quadrat in die Formel eingeht, es also ungleich leichter ist, mit der Größe den BMI zu beeinflussen.

Von Ihrer Mama haben Sie sicher oft die Aufforderung - Iß g'scheit, damit du groß (und stark) wirst - gehört. Und hier liegt auch schon die Lösung des Problems: Essen Sie, dann wachsen Sie, dann sinkt Ihr BMI und Sie sind froh.

Guten Appetit!

Donnerstag, 30. März 2006

12-jährige Mädchen

12-jährige Mädchen sind heutzutage um einiges reifer als 12-jährige Mädchen der Zeit, in der ich selbst 12 Jahre alt war und damals zwar kein Mädchen war, als kleiner Knabe aber naturgemäß noch um einiges unreifer war als damalige 12-jährige Mädchen. Und als heutige sowieso. Manche Menschen behaupten sogar, ich sei immer noch unreifer als 12-jährige Mädchen, egal welche historische Periode man zu Vergleichszwecken heranzieht. Diese Menschen irren. Vielleicht.

Die 12-jährige Tochter des von mir sehr geschätzten Herrn Sokrates, seines Zeichens professioneller Chefstatistiker, Hobbyphilosoph und Papa in Personalunion, jedenfalls, die schrieb zum Beispiel ein philosophisches Gedicht, das selbst mir fast schon in Würde ergrauten Exknaben zu denken gab, das einige Deutungsmöglichkeiten offenließ und das in seiner allumfassenden Lebensweisheit sogar Johann Wolfgang von Goethes Erlkönig in den Schatten stellt. Über Wolfgang Amadeus Mozarts Bona Nox brauchen wir in diesem Zusammenhang gar nicht erst nachzudenken.

Andere 12-jährige Mädchen wiederum nutzen modernste Technologien als Klagemauer und Lebensberatung. So wie diese junge Dame, die den Weg zu meinem Weblog über Google mit folgendem Aufschrei fand:



Daß die besagte junge Dame selbst Google nicht ihr wahres Gewicht verriet, ist eine typisch weibliche Eigenschaft, die mit Reife nichts zu tun hat, denn auch 80-jährige Frauen sprechen nur ungern darüber.

Genauso wenig erstaunlich ist die Tatsache, daß auf Platz 1 der entsprechenden Google-Suche ausgerechnet mein Weblog landet, ein Weblog, das der jeweils Hilfesuchenden und Irrenden in allen brenzligen Situationen des Lebens mit Rat und Tat zur Seite steht. Womit bewiesen wäre, daß ich anders als von Herrn Sokrates behauptet, nicht nur "Frauen, die sich im gerade heiratsfähigen Alter (und nicht viel darüber) bewegen" verstehe sondern vielmehr ein universeller Frauenversteher bin.

Mittwoch, 22. März 2006

Weltverschwörung

Jüngst suchte ich - und das mag Sie vielleicht überraschen, weil mir ja nachgesagt wird, daß ich über gar keine Haare mehr verfüge - meine Lieblingsfriseuse in einem trendigen Friseursalon, dem eine Galerie angeschlossen ist, weshalb man während des Haarezurechtstutzens in den Genuß kommt, moderne Kunst betrachten zu können, soferne einem nicht gerade einige abgeschnittene Haare in den Augen die Sicht versperren, auf, um mein verbliebenes Haupthaar einer Inspektion auf Vollständigkeit zu unterziehen und einer anschließenden Jätung zuzuführen.

Ich nahm nach Konsumation eines morgendlichen Kaffees Platz und harrte der Dinge, die nun gleich über mich ergehen würden. Meine Lieblingsfriseuse ließ nicht lange auf sich warten, fragte, ob sie denn wieder so verfahren solle wie die vorigen male, was ich unter Hinweis auf die sich hoffentlich bald einstellende sommerliche Großwetterlage verneinte und meinte, sie möge doch mit ihren Geräten ein wenig näher bei der Kopfhaut hantieren als sonst, und schon begann das altbewährte Spiel.

Im Unterschied zu Herold, der sich bei derartigen Anlässen gerne unkommunikativ, man möchte fast sagen soziophob, gibt, hatte ich nichts gegen ein das Kunsthandwerk begleitendes Gespräch und so kam es, daß ich angesichts des hohen zu erwartenden Preises für den doch recht einfachen Haarschnitt eine Frage stellte, die das Gesicht meiner Lieblingsfriseuse mystifizierend verdunkeln ließ.

In Anbetracht diverser am Markt befindlicher Haarwuchsmittel wunderte ich mich nämlich laut darüber, warum es kein Substrat gibt, welches den Haarwuchs ein für alle mal stoppt und damit quasi auf dem Stand einfriert, den man sich beim Friseur seiner Wahl zuvor erstellen hatte lassen. Meine Lieblingsfriseurin nickte nachdenklich und wissend. Man merkte ihr an, daß sie ein Geheimnis in sich trägt und daß sie mit sich haderte, ob sie selbiges preisgeben soll. Doch anstelle eines Stammkundenrabattes beschloß sie, mich an Ihrem Wissen teilhaben zu lassen.

Sie schaute sich um, kam näher zu mir heran und flüsterte mir dann ins Ohr: Weißt du (der Umgangston zwischen Kunde und Friseur ist ebenso trendig wie der Salon), weißt du, es ist so: Es gibt solche Mittel ja schon längst. Allerdings kannst du dir sicher vorstellen, was das für unserem Berufsstand bedeuten würde. Wir müßten unser Geschäft schließen, denn von einer Gallerie alleine kann keiner leben. Daher ... Sie schaute sich nocheinmal prüfend um ... daher hat die internationale Vereinigung der nationalen Friseurinnungen in einem gemeinsamen Kraftakt sämtliche diesbezügliche Patente aufgekauft und in einem Tresor verschweißt. Keine Chance, jemals so ein Produkt auf den Markt zu bringen.

Ich haderte ein wenig mit dem Schicksal, gedachte der Tatsache, daß die Patente für Wasserstoffautos ja auch von der Ölindustrie aufgekauft wurden und die erste Mondlandung eine groß inszenierte Fälschung war, ließ meine Lieblingsfriseuse ihr Werk vollenden und schlich nach Bezahlung des richtigerweise erwarteten hohen Preises für den doch recht einfachen Haarschnitt ernüchtert von dannen.

Mittwoch, 15. März 2006

Hysteriepandemie

Einst trug es sich zu, daß ich mich in Toronto aufhielt und dies just zu der Zeit als weltweit SARS und die damit einhergehende SARS-Hysterie voll ausgebrochen war. Dazumals war Toronto einer jener Hotspots, die mit einigen SARS-Fällen zu kämpfen hatten, was naturgemäß eine dementsprechende Besorgnis der in Österreich zurückgelassenen Verwandt- und Bekanntschaft ausgelöst hat. Ich versprach, besondere Um-, Vor- und Rücksicht walten zu lassen, beobachtete mit Genugtuung die nicht vorhandenen diesbezüglichen Vorsichtsmaßnahmen in der besuchten Stadt und ließ mich von der Hysterie nicht anstecken - von SARS natürlich ebenfalls nicht.

Toronto, die pulsierende Stadt etwas links von Montreal gelegen, wenn man die Landkarte richtig hält, Norden also nach oben ausrichtet, Toronto also wird von 4,7 Millionen Menschen bewohnt. Die Mehrzahl der in Kanada aufgetretenen SARS-Fälle trug sich in Toronto zu, in Summe etwa 250 Erkrankungen, die in 40 Fällen zum Tod des betreffenden Patienten geführt haben. Tragisch fürwahr, das stimmt. Doch angesichts dieser im Vergleich zur Gesamtbevölkerung verschwindend kleinen Zahl und der damit verbundenen Unwahrscheinlicheit, mich in der Öffentlichkeit zu infizieren, dünkte mir, mir deshalb keine grauen Haare wachsen lassen zu müssen (wofür ich sowieso mit Priorin düngen hätte müssen). Immerhin war die Wahrscheinlichkeit, während des Hin- oder Rückfluges in das eisig kalte Meer zu stürzen oder mit dem in Toronto entliehenen Leihwagen zu verunglücken deutlich höher als sich mit SARS kontaminieren zu lassen. Eine einfache mathematische Rechnung, die der in Österreich verbliebenen Verwandt- und Bekanntschaft nicht leicht zugänglich war, denn daß ich im Zuge eines Verkehrsunfalles verunglücken könnte wurde mit einem Achselzucken quittiert, das ich selbst durch den Telefonhörer wahrnahm.

Nun denn. In der Stadt selbst war nichts davon zu verspüren, daß man in einem Epidemiegebiet verweilt, lediglich am Flughafen wurde einige Aufregung versprüht, als zeitgleich mit meiner Ankunft eine Maschine voller Asiaten landete, welche samt und sonders Atemschutzmasken trugen, so als ob diese sich vor den in Toronto herumschwirrenden SARS-Erregern schützen müßten, wo doch Asien selbst der Ursprung dieser weltweit 8.400 Fälle (davon 900 Todesfälle) umfassenden - man möchte fast sagen - Pandemie war. Einige dieser maskentragenden Asiaten waren danach noch im U-Bahn-Netz vorzufinden, was nett aussah, denn ich war daran erinnert, daß gerade Faschingszeit war.

In diese aufregende Zeit wurde ich zurückversetzt, als jüngst die Vogelgrippe mit der ihr einhergehenden Vogelgrippenhysterie über das diesmal heimische Land zog. Weil weltweit bis Mitte März 2006 die erschreckend hohe Zahl von 177 Menschen daran erkrankt ist (wovon 98 verstorben sind) wurde uns von der Pharmamindustrie eingeschärft, das vermutlich wirkungslose Medikament Tamiflu zu Hause einzulagern, was besonders besorgte Teile der Verwandt- und Bekanntschaft umgehend taten und ebenso vermutlich vorbeugend geschluckt haben werden. Nützt's nichts, schadet's (hoffentlich) nichts. Zusätzlich dazu werden derzeit überall dort, wo tote Vögel gefunden werden, Hinweistafeln befestigt, daß man sich nun in einer besonderen Gefahrenzone befände, also quasi überall, denn Vögel sterben nun mal irgendwann und das heimtückischerweise über das gesamte Wiener Stadtgebiet verteilt. Manche von ihnen fallen sogar mitten im Flug vom Himmel und würden einen kontaminierten Krater erzeugen, wenn die Absturzstelle nicht von hartem Asphalt überzogen wäre.

Der Fasching ist zwar hierzulande schon vorbei, doch nun gibt es anlaßbezogen endlich auch bei uns die Möglichkeit, sich lächerlich zu machen: Breathcare bietet Atemschutzmasken an, die einer Ansteckung entgegenwirken können (soferne man nicht ein rohes Huhn ißt und sich dadurch die nichtvorhandenen Erreger mittels Nahrungsaufnahme zuführt).

Denn, Zitat:
Angesichts einer drohenden Ausbreitung/Pandemie des Grippevirus und der Gefahr der Entwicklung eines Supervirus (welches von Mensch zu Mensch übertragen werden könnte), ist es auch für alle Bürger ratsam, rechtzeitig vorzusorgen und Atemmasken anzuschaffen.

Diese sind natürlich täglich zu wechseln, was bedingt, daß man sie auch jeweils einen ganzen lang Tag trägt. Dazu sind sie sehr modisch, können also den jeweiligen Träger oder die Trägerin im Bedarfsfall durchaus optisch aufwerten:



Eine Tausenderpackung ist bereits auf dem Weg zu mir. Sollten Sie also in den nächsten drei Jahren eine Person durch Wien streifen sehen, die mit diesem Mode-Accessoire ausgestattet ist: It's me!

Freitag, 10. März 2006

Schuppen auf den Augen

Es gibt Momente, in denen ich mich bemüßigt fühle, eine Worthülse anzubringen, die mir zwar dem Sinn nach verständlich ist - in dem Sinne, daß ich zu wissen glaube, was ich damit sagen will - deren grundlegender Sinn mir jedoch bis heute verborgen blieb. Diese Phrase lautet

Es fiel mir wie Schuppen von den Augen.

Als stets nach Antworten auf die letzten Fragen der Menschheit Suchender, der endlich wissen wollte, was man sich unter diesem Ausdruck eigentlich bildlich gesprochen vorzustellen habe, wandte ich mich rätselnd an jemanden, der prinzipiell immer recht hat, der ergo dessen jemand sein muß, der alles weiß - Frau Idoru. Frau Idoru wie immer um keine (respektive wie nie um eine) Antwort verlegen warf mir umgehend ein Quellenverweis-Häppchen zu und zog sich damit auf den erklärenden Standpunkt zurück, hierbei handle es sich eben um ein Bibelzitat. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Warum hatte ich nicht gleich daran gedacht, stammen doch alle Zitate dieser Welt entweder aus Goethes Faust Teil 1-8 oder aus der Bibel.

Die Bibel also. Das meistverstaubte Buch aller Hotelzimmer dieser Erde. Ich setzte meine letztmalig beim Parkettbodenschleifen in Verwendung gestanden habende Atemschutzmaske auf, schaltete meinen 5.000 Watt Staubsauger ein und befreite das Buch der Bücher, welches ich nach intensiver Suche im hintersten Winkerl meines Bücherschrankes wiederentdeckte, von seiner pelzigen Ummantelung. Ich blätterte Seite um Seite um, um schließlich bei Seite 1224 in der Apostelgeschichte angelangt tatsächlich fündig zu werden. Dort heißt es zunächst über Saulus, der Jesus nicht mochte und daher von diesem gerügt wurde:

Saulus erhob sich vom Boden. Als er aber die Augen öffnete, sah er nichts. [...] Und er war drei Tage blind, und er aß nicht und trank nicht. (9, 8-9)

Da jedoch in der Bibel nach dem Vorbild guter Hollywoodfilme spannende Geschichten immer positiv ausgehen, erscheint in weiterer Folge ein Herr Hananias einem Deus ex Machina gleich, legt seine Hände auf des Saulus Kopf, spricht eine Zauberformel und siehe da:

Sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er sah wieder; er stand auf und ließ sich taufen. Und nachdem er etwas gegessen hatte, kam er wieder zu Kräften. (9, 18-19)

Ja klar. Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er heute noch. Man kennt das von Schneewittchen, Hänsel und Gretel, Rotkäppchen und Frau Holle. (Saulus ist übrigens das erste Beispiel für eine Lautverschiebung, denn kurz nachdem seine Schuppen abgefallen sind und er gegessen hatte, hieß er ja Paulus).

Die Bibel ist zwar unfehlbar, also muß dieses Zitat wohl seine Richtigkeit haben, nichtsdestotrotz kommen an dieser Stelle die Rolling Stones ins Spiel, die dem Anlaß entsprechend "I can't get no satisfaction" zum besten geben, denn verstanden hab ich immer noch nicht, was denn da genau von den Augen abfällt. Ich nervte daher Frau Idoru ein weiteres mal und bekam die folgende genervte Antwort:

Keine Ahnung. Waren die vielleicht Fischer und haben beim entschuppen immer Schuppen in die Augen bekommen und waren froh, wenn die Dinger endlich draußen waren? Was weiß denn ich.....

"Was weiß denn ich ..." - ein wunderbares Zitat aus ihrem Munde, das symptomatisch für diesen Beitrag ist und diesen zugleich als Erkenntnis abschließt. Zweckdienliche Hinweise, die zu einer Klärung des Sachverhaltes führen könnten, sind natürlich trotzdem jederzeit herzlich willkommen.

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